Chefideologe der Roten Khmer gestorben

Bild von Nuon Chea aus dem Jahr 2018
Der Chefideologe der kambodschanischen Roten Khmer und "Bruder Nummer Zwei", Nuon Chea, ist am Sonntag im Alter von 93 Jahren gestorben. Das teilte ein Gerichtssprecher mit. Ein mit Hilfe der UNO eingerichteter Gerichtshof hatte im Vorjahr Nuon Chea des Völkermordes schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt.

Das Urteil erging fast vier Jahrzehnte nach dem Sturz des für seine "Killing fields" berüchtigten maoistischen Regimes. Die meisten Opfer der Roten Khmer, die von 1975 bis 1979 in Kambodscha herrschten, starben durch Hunger, Folter, Erschöpfung oder Krankheiten in Arbeitslagern und bei Massenexekutionen. Zwischen 1,7 und 2,2 Millionen Menschen, fast ein Viertel der damaligen kambodschanischen Bevölkerung, verloren durch das Terrorregime ihr Leben.

Derzeit sitzen nur noch der frühere Rote-Khmer-Staatspräsident Khieu Samphan und Kaing Guek Eav, auch bekannt als Genosse Duch, ihre lebenslangen Haftstrafen wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ab.

Nuon Chea benutzte im Laufe seines Lebens verschiedene Decknamen, darunter Long Rith, Nuon und "Großer Onkel". Er wuchs in der nordwestlichen Provinz Battambang in einer Familie mit chinesischen Vorfahren auf. Anders als der innere Kreis um den Roten-Khmer-Führer Pol Pot studierte Nuon Chea nicht in Paris sondern an der angesehenen Thammasat Universität in Bangkok, wo er Mitglied der thailändischen Kommunisten Partei wurde.

Nuon Chea wurde 1960 zum stellvertretenden Generalsekretär der Kommunistischen Partei von Kampuchea, wie die Roten Khmer Kambodscha nannten, ernannt. In dieser Position war er für die Sicherheit der Partei und des Staates zuständig. Er war in dieser Funktion auch zusammen mit anderen für das berüchtigte Folter- und Todeszentrum Tuol Sleng verantwortlich, das in einer früheren Schule in der Hauptstadt Phnom Penh eingerichtet worden war.

Anfang Jänner 1979, kurz bevor vietnamesische Truppen die Roten Khmer aus Phnom Penh vertrieben, befahl er dem Kommandanten von Tuol Sleng, Kaing Guek Eav, alle verbliebenen Gefangenen umzubringen. Rund 14.000 Menschen wurden gefoltert und ermordet.

Nuon Chea gelang es, im Dezember 1998 einen Deal mit der neuen kambodschanischen Regierung auszuhandeln. Er lebte von da an in einem kleinen Holzhaus nahe der thailändischen Grenze bis zu seiner Festnahme 2007. Im November 2011 begann der Prozess gegen ihn. Nuon Chea gab zu, "moralisch verantwortlich" für den Tod der Opfer des Rote-Khmer-Regimes gewesen zu sein. Im August 2014 wurden er und Khieu Samphan wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt.

In einem zweiten Prozess, der im Oktober 2014 begann, wurden gegen sie weitere Anklagepunkte, darunter wegen Völkermordes an der Volksgruppe der Cham und Vietnamesen, verhandelt. Auch dabei wurden die beiden schuldig gesprochen.

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