APA - Austria Presse Agentur

Chile stimmt über neue Verfassung ab

In Chile wird an diesem Sonntag über eine neu ausgearbeitete Verfassung abgestimmt. Das neue Grundgesetz würde das südamerikanische Land grundlegend verändern. Unter anderem garantiert die neue Verfassung das Recht auf Wohnraum, Gesundheit und Bildung. Zudem sollen künftig alle Staatsorgane zur Hälfte mit Frauen besetzt werden. Zum ersten Mal würde in dem Land mit seinen rund 19 Millionen Einwohnern das Selbstbestimmungsrecht der indigenen Gemeinschaften anerkannt.

Jüngste Umfragen deuten aber darauf hin, dass der Entwurf abgelehnt werden könnte. Die derzeitige Verfassung von 1980 stammt noch aus der Zeit der Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet (1973-1990). Die Aufgaben des Staates sind auf ein Minimum reduziert, das Bildungs-, Gesundheits- und Rentensystem und sogar die Wasserversorgung wurden privatisiert. Die neue Verfassung war eine der Hauptforderungen der Demonstranten, die Ende 2019 gegen die Regierung auf die Straße gingen. Vor zwei Jahren stimmten fast 80 Prozent der Wähler für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung.

Linke Politiker, Aktivisten und Wissenschafter erhoffen sich von einer progressiven, sozialen und ökologischen Verfassung eine Signalwirkung für die ganze Welt. Eine Verfassungsgebende Versammlung hatte den Entwurf ein Jahr lang ausarbeitet. Viele Menschen in der konservativen Gesellschaft halten den Text für eine linke Utopie, die den wirtschaftlichen Erfolg Chiles gefährden könnte. Zudem hat die rechte Opposition eine massive Gegenkampagne lanciert.