APA - Austria Presse Agentur

Chinas Exporte legten schwächer zu als erwartet

Chinas Wirtschaft zeigt mitten im Kampf der Behörden gegen die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus erste Schwächen. Die am Samstag von der Zollbehörde veröffentlichten Außenhandelsdaten für Juli sind zwar nach wie vor zweistellig, sie fielen jedoch schwächer aus als von Experten erwartet. Auch die Einfuhren blieben hinter den Erwartungen zurück. Daten deuten auf eine Abkühlung des Wirtschaftswachstums hin.

Die Exporte der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19,3 Prozent auf 282,66 Mrd. US-Dollar (239,7 Mrd Euro) gestiegen. Das Ausfuhrplus fiel damit niedriger aus als von Ökonomen erwartet. Auch die Importe blieben hinter den Erwartungen. Sie nahmen im selben Zeitraum um 28,1 Prozent auf 226,07 Mrd. Dollar zu.

Im Juni waren die Exporte noch um 32,2 Prozent gestiegen, die Importe hatten einen Sprung um 36,7 Prozent verzeichnet. Die Ausfuhren profitierten dabei von der steigenden Nachfrage in Industrieländern. Höhere Rohstoff- und Frachtkosten sowie logistische Probleme bremsten allerdings den Außenhandel insgesamt.

Die Verlangsamung des Exportwachstums kommt nicht unerwartet. Im Juli hatte das Land mit Rekordfluten zu kämpfen, insbesondere in der zentralchinesischen Provinz Henan. Ebenfalls breitet sich seit etwa zwei Wochen die Corona-Pandemie in China wieder aus. Mehr als 40 Städte haben Infektionen gemeldet.

Die Behörden reagieren mit lokalen Lockdowns und flächendeckenden Reisebeschränkungen, die für Unterbrechungen in den Lieferketten und gedämpften Binnenkonsum sorgen. Nach Berichten von Staatsmedien zeigt sich die nationale Gesundheitskommission jedoch zuversichtlich, den Ausbruch in den nächsten vier bis sechs Wochen unter Kontrolle zu bringen.

Daten deuten auf eine Abkühlung des Wirtschaftswachstums hin. Zu Beginn des Monats veröffentlichte das Wirtschaftsmedium "Caixin" seinen renommierten Einkaufsmanagerindex (EMI), der auf einer Umfrage unter Industrievertretern basiert. Demnach ist der Wert von 51,3 Prozent im Juni auf 50,3 Prozent im Juli gefallen. Liegt der EMI über 50, wächst die Wirtschaft. Bei einem Wert unter 50 schrumpft sie.

China hatte im vergangenen Jahr als eines der ersten Länder weltweit die Covid-Pandemie unter Kontrolle gebracht. Bereits im Frühjahr erlebte die Volksrepublik einen Exportboom: Während etliche Staaten Lockdowns verhängten, produzierten chinesische Firmen viele Waren, für die die Nachfrage gestiegen war - von medizinischen Geräten bis zu Laptops fürs Home-Office. Für deutsche Unternehmen mit starker Präsenz auf dem chinesischen Markt, allen voran Autohersteller, war das China-Geschäft ein Stützpfeiler.