APA - Austria Presse Agentur

Corona: Covid-19-PatientInnen im Spital ähnlich Schweinegrippe-Kranken

Covid-19 wird oft mit der "Spanischen Grippe" verglichen. Doch das ist unmöglich, weil die detaillierten Daten der Patienten fehlen.

Erstmals haben jetzt Wissenschafter einen ersten umfassenden Vergleich zwischen den hospitalisierten Covid-19- und Schweinegrippe-Kranken (2009/2010) angestellt. Fazit: Bei den Spitalspatienten sind die gesundheitlichen Pandemie-Auswirkungen ähnlich. Hospitalisierte Covid-19-Kranke sind aber doppelt so alt und öfter gesundheitlich vorbelastet. "Es gibt nur mangelhafte klinische Daten (über Patienten; Anm.) zur Influenza des Jahres 1918 ("Spanische Grippe"; Anm.). Aber die letzte Influenza-Pandemie des Jahres 2009 wurde gut untersucht", schrieben jetzt Pengfei Li von der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie (Erasmus Medical Center/Rotterdam) und seine Co-Autoren in "International Journal of Infectious Diseases". Klar sei, dass Covid-19 hoch ansteckend sei und insgesamt höhere Spitalsraten - somit häufiger schwere Verläufe - als die Influenza in der breiten Bevölkerung verursache. Aber, so die Experten: "Faktisch liegt aber die Wucht der Erkrankungen bei Covid-19 und bei Influenza-Pandemien bei den hospitalisierten Patienten. Das wurde bisher noch nicht systematisch und vergleichend untersucht."

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Sowohl SARS-CoV-2 als auch das Influenza-Pandemievirus von 2009/2010 A(H1N1)pm09 trafen als neue Viren auf eine immunologisch völlig wehrlose Weltbevölkerung. In beiden Fällen waren prophylaktische Impfstoffe zunächst nicht vorhanden. Für die Studie analysierten die Wissenschafter die Daten von 36.422 Covid-19 Patienten aus 113 bereits vorhandenen wissenschaftlichen Studien. Damit verglichen wurden die Informationen von 23.167 Schweinegrippe-Patienten (84 wissenschaftliche Studien), die ebenfalls ins Krankenhaus aufgenommen werden mussten. "Die Geschlechterverteilung der Spitalspatienten war bei beiden Pandemien ähnlich, mit etwas mehr als 50 Prozent Männern (56 Prozent der hospitalisierten Covid-19-Kranken; 54 Prozent bei den Schweinegrippe-Kranken; Anm.)", heißt es in der Studie.

Einige Vergleichsdaten:

- Hospitalisierte Covid-19-Patienten sind praktisch doppelt so alt (52,1 Jahre) als ehemals die im Spital behandelten Influenza-Pandemie-Betroffenen (26,27 Jahre).

- Künstlich beatmet werden müssen 27,1 Prozent der Covid-19-Kranken im Spital, hingegen lag der Anteil bei den Schweinegrippe-Patienten nur bei 14,7 Prozent. Dieses Ergebnis schrammte knapp an der statistischen Signifikanz vorbei.

- Interessant: Bei der Aufnahme in eine Intensivstation gab es wenig Unterschied (17,74 Prozent der hospitalisierten Covid-19-Patienten, in der Influenza-Vergleichsgruppe: 16,03 Prozent).

- Die Mortalität bei den Covid-19-Spitalspatienten beträgt laut den ausgewerteten Studien 12,94 Prozent, bei den Schweingrippe-Kranken im Krankenhaus betrug sie 9,63 Prozent. Dieser Unterschied ist statistisch nicht signifikant.

- Doch es handelt sich bei den Spitalspatienten durch SARS-CoV-2 im Vergleich zu jenen mit Schweinegrippe von 2009/2010 offenbar um völlig unterschiedliche Personengruppen. Hoch signifikant ist die mehr als doppelt so große Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bzw. Bluthochdruck unter den hospitalisierten Covid-19-Kranken (28,76 Prozent versus 13,11 Prozent ehemals unter den Schweinegrippe-Kranken).

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- Auch Adipositas findet sich unter den Coronavirus-Kranken im Spital häufiger als vor rund zehn Jahren bei den Influenza-Pandemie-Betroffenen (28,48 Prozent versus 17,89 Prozent, allerdings kein statistisch signifikanter Unterschied).

- Statistisch signifikant öfter sind Covid-19-Kranken mit Notwendigkeit einer Spitalsaufnahme von Diabetes betroffen - mit einem Anteil von 16,38 Prozent (Influenza-Pandemie: 11,12 Prozent).

- 2009/2010 kamen zu einem erheblichen Anteil Personen mit geschädigtem Immunsystem und Schweinegrippe ins Spital (9,99 Prozent). Bei Covid-19 weisen nur 4,39 Prozent der Patienten dieses Merkmal auf.

Das alles stelle einen deutlichen Widerspruch zu der Meinung dar, dass Covid-19 in der Gesamtbevölkerung eine viel schwerere Erkrankung als ehemals die A(H1N1)09-Pandemie sei. Die Todesfälle durch SARS-CoV-2 seien primär bei älteren Menschen mit Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, koronaren Herzkrankheiten und Diabetes zu sehen, betonen die Fachleute.