APA - Austria Presse Agentur

Corona -Pandemie erschwerte Integration in Österreich

Die Corona-Pandemie hat die Herausforderungen in Sachen Integration noch einmal verstärkt.

Die Arbeitslosigkeit ist bei Personen mit Migrationshintergrund stärker gestiegen, zudem sind Defizite beim Bildungsfortschritt durch Home-Learning zu erwarten. Das zeigt der am Donnerstag präsentierte Integrationsbericht. Immerhin ist erfreulich, dass sich der größte Teil der Menschen mit ausländischen Wurzeln hierzulande heimisch fühlt.

Katharina Pabel, Vorsitzende des für Integration zuständigen Expertenrats, sieht zwei Bereiche als besonders zentral an, den Arbeitsmarkt und die Bildung. In ersterem Sektor zeigen die von Statistik Austria-Chef Tobias Thomas präsentierten Zahlen, dass die Arbeitslosenquote bei Österreichern von 2019 auf 2020 von 6,4 auf 8,4 Prozent angewachsen ist, jene von Personen mit Migrationshintergrund jedoch deutlicher von 10,8 auf 15,3 Prozent. Bei SyrerInnen, AfghanInnen und IrakerInnen zusammengezählt wuchs sie von 36,7 auf 41,8 Prozent. In dieser Gruppe sind nur noch 35 Prozent beschäftigt, was auch mit der niedrigen Erwerbsquote von Frauen zusammenhängt.

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MigrantInnen nicht als billigen Arbeitskräfte wahrnehmen

Gerade an diese sollte man sich gezielt wenden, meint Pabel. Dabei sollte schon im Schulbereich auf Zukunftschancen speziell im IT-Bereich hingewiesen werden. Auch der Gesundheitssektor ist für die Expertin ein Hoffnungsmarkt. Dabei müssten aber die Rahmenbedingungen gerade im Pflegebereich verbessert und Personen mit Migrationshintergrund nicht einfach als billige Arbeitskräfte wahrgenommen werden.

An den Schulen fehlt noch Evidenz zu den Corona-Auswirkungen, die wird erst durch Bildungsstandard-Feststellungen und PISA-Studie zu erlangen sein. Für Pabel ist aber "Stillstand bis Rückschritt" anzunehmen. Daher sollte sofort ein Aufholprozess starten. Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) wies deshalb auch auf die besondere Bedeutung der Sommerschulen hin.

Dazu will man die begleitenden Elternkurse ausbauen. Da diese nun auch an Schulen stattfinden können, erwartet sich Raab eine "breite Beteiligung". Zusätzliche Anstrengungen wären auch an den Kindergärten notwendig, meint Pabel.

Der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund ist in den Bildungseinrichtungen mittlerweile beachtlich, speziell in Wien. Bundesweit haben an Kindergärten fast 30 Prozent nicht-deutsche Umgangssprache, in der Bundeshauptstadt ist es der doppelte Wert. An Schulen sind es beinahe 27 bzw. in Wien fast 53 Prozent.

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Hoffnungen setzt Raab in Sachen Integration auf das Ehrenamt. Gemeinsam mit Integrationsfonds und Gemeindebund wird ein Fördersystem installiert. Für lokale Integrationsprojekte werden dabei Vereinen niederschwellig jeweils 2.500 Euro zur Verfügung gestellt.

Dass Integration noch länger Thema bleiben wird, zeigen die Daten der Statistik Austria. Bis 2080 wird die Bevölkerung von rund neun auf etwa 9,9 Millionen wachsen - und das ausschließlich durch Zuwanderung, wie Thomas ausführte.

Ex-JugoslawInnen und TürkInnen fühlen sich heimisch

Jene, die schon da sind, fühlen sich aber offenbar zu einem großen Teil wohl. 86 Prozent aus der Gruppe der Ex-JugoslawInnen und TürkInnen sehen sich hier sehr oder eher heimisch, bei den SyrerInnen, AfghanInnen und IrakerInnen sind es sogar 90 Prozent. Bei letzterer Gruppe ist das durchaus wichtig, ist sie doch in den vergangenen Jahren besonders stark angewachsen: von 2010 bis 2015 um 47 Prozent und dann bis 2020 um 172 Prozent. Auf der anderen Seite gab es seit 2015 einen leichten Rückgang bei Personen mit Wurzeln in der Türkei.