APA - Austria Presse Agentur

Corona: Erste Massentests und sinkende Zahlen in Österreich

Das Krampus- und Nikolaus-Wochenende ist in Österreich im Zeichen der ersten großen Massentests auf Infektionen mit SARS-CoV-2 und sinkenden Zahlen gestanden.

Nach der Salzburger Gemeinde Annaberg-Lungötz in der vergangenen Woche starteten am Freitag die Massentests in Vorarlberg, Tirol und Wien unter teils mäßigem Zuspruch. In den sechs anderen Bundesländern wurde vor der Wiedereröffnung der Pflichtschulen am Montag das Personal in Schulen und Kindergärten getestet. Die Tendenz der Zahlen wies am Wochenende auch unter Berücksichtigung des Umstands, dass am Samstag und Sonntag traditionell weniger Ergebnisse eingemeldet werden als an Werktagen, weiter nach unten - wenn auch auf noch immer hohem Niveau. Am Samstag überschritt die Zahl der Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie erstmals 300.000, es kamen 3.444 Neuinfektionen dazu. Am Sonntag waren es 2.741 Neuinfektionen. An beiden Tagen waren die Zahlen der Genesenen in 24 Stunden höher als die Zahlen der Infektionen. Die relevanten Werte wiesen ebenfalls nach unten.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wertete dementsprechend die sinkenden Werte als Beleg dafür, dass der Lockdown wirkt. Die Zahl der aktiven Fälle sei in den vergangenen sieben Tagen um 23 Prozent, die Zahl der Hospitalisierungen um fast zehn Prozent, die Zahl der Personen in Intensivbetreuung um sechs Prozent gesunken. Anschober wies aber darauf hin, dass "die Einkaufstage und die Feiertage (...) nach dem Ende des Lockdowns ein Risiko" seien.

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Kritik an Lockerung

Der in New Yorker Mount Sinai Hospital tätige Virologe Florian Krammer sieht die Lockerung der Lockdown-Maßnahmen kritisch: "Aus virologischer Sicht ist das nicht besonders klug. Wenn man noch so viele Virusinfektionen hat, kann es sehr leicht dazu kommen, dass es gleich wieder zu einer explosionsartigen Ausbreitung des Virus kommt", sagte er am Sonntag in der ORF-Ö3-Radiosendung "Frühstück bei mir". "Es wäre besser gewesen, wenn man noch in dem Lockdown geblieben wäre, bis die Zahlen wirklich hinuntergehen. Sie sollten unter 500 gehen, besser noch 200, bis man sagt, dass die Restriktionen gelockert werden können", betonte Krammer. Große Hoffnungen setzt er allerdings in die kurz vor der Zulassung in der EU stehenden Impfstoffe, auch wenn starke Immunreaktionen zu erwarten sind.

Gemischt fiel die Zwischenbilanz bei den Massentests aus: Bei den am Freitag gestarteten Untersuchungsreihen fielen insbesondere die Wiener und die Tiroler durch mäßigen Andrang auf. Die Vorarlberger dürften hochgerechnet auf eine Testquote von etwas über 30 Prozent kommen. In Tirol gab es bis Sonntagnachmittag etwas mehr als 183.000 Getestete. Allerdings haben einige Gemeinden vor allem in Osttirol wegen der starken Niederschläge ihre Testreihen auf Dienstag verschoben. In Vorarlberg und Tirol sollten an sich die Massentests mit Sonntag abgeschlossen sein.

In Wien, wo die Aktion bis 13. Dezember weiter läuft, war das Testaufkommen schwach. Weniger als 20.000 Menschen waren angemeldet, bei einer Kapazität, die auf bis zu 150.000 Menschen ausgelegt war.

Anders stellte sich die Situation beim Schul- und Kindergartenpersonal dar, wo vom Bundesheer organisiert die Massentests in den sechs anderen Bundesländern über die Bühne gingen. Von einer Teilnehmerquote von an die zwei Drittel der Berechtigten gingen die Verantwortlichen praktisch überall aus.

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Positive Zwischenbilanz von Faßmann und Tanner

Dementsprechend positiv fiel eine Zwischenbilanz von Bildungsminister Heinz Faßmann und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (beide ÖVP) aus. Auch Faßmann ging von einer Beteiligung von mehr als zwei Dritteln der Pädagogen aus. Bei den bisher absolvierten Tests habe es eine Positivrate von 0,3 Prozent gegeben. Das war generell auffällig: Die Positivrate lag sowohl bei den Pädagogen- als auch bei den allgemeinen Massentests praktisch überall unter 0,5 Prozent. Kärnten war mit einer Positivrate von etwa 0,7 Prozent ein kleiner Ausreißer. Faßmann nannte es "erfreulich, dass bereits so viele Pädagoginnen und Pädagogen den Weg zu den Teststationen gemacht haben" und attestierte ihnen "damit ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein".

"Die Lehrertestungen sind ein wichtiger Schritt, um weitgehende Normalität in unseren Schulen einkehren zu lassen. An diesem Wochenende sind wir im Schnitt mit 5.000 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz bei den Testungen", sagte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. "Ich freue mich, dass das Angebot der Testungen gut angenommen wird und dass sie bislang reibungslos abgelaufen sind."

Massentests gab es an diesem Wochenende - Freitag und Samstag - auch beim ORF, der als Prävention das Angebot eines freiwilligen Covid-19-Tests an seine Mitarbeiter richtete. Rund 2.800 Mitarbeiter des ORF und seiner Konzerngesellschaften - rund 70 Prozent der Belegschaft - machten laut einer Aussendung des Unternehmens davon Gebrauch. 15 davon wurden laut einem Sprecher positiv getestet. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz freute sich über die hohe Beteiligung und wies auf den Beitrag des Unternehmens zur Corona-Prävention im Lande hin. Solche Aktionen großer Unternehmen seien "eine wichtige Unterstützung und Entlastung für die Anstrengungen der Republik".