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Corona-Experte: Für eine Einschätzung der neuen Mutation ist es noch zu früh

Für eine fundierte Einschätzung zur Gefährlichkeit der vor allem in Großbritannien kursierenden neuen Variante des SARS-CoV-2-Virus ist es für Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) in Wien noch zu früh.

Zwar gebe es Hinweise zu einer beschleunigten Ausbreitung, der Krankheitsverlauf sei aber scheinbar nicht verändert. Dass diese Variante schon vereinzelt hierzulande aufgetreten ist, könne man nicht ausschließen, sagte er im Ö1-Mittagsjournal.

Bergthaler und Kollegen aus zahlreichen Forschungseinrichtungen sammeln seit geraumer Zeit Virus-Erbgutinformationen in Österreich, vergleichen diese und ziehen Rückschlüsse auf die Mechanismen der Verbreitung. Dabei ist dem Team des zur Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gehörenden CeMM diese nun für viele Spekulationen sorgende Virus-Mutation noch nicht untergekommen.

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Erstmals beobachtet wurde der sogenannte "B.1.1.7.-Cluster" oder die auch "VUI-202012/01" genannte Variante im September in Großbritannien. Bei dem Mutations-Ensemble handelt es sich um "zumindest" 17 gemeinsam auftretende Veränderungen des Erbguts des SARS-CoV-2-Virus. Einige der Veränderungen betreffen das charakteristische Spike-Protein, mit dem der Erreger an menschlichen Zellen andockt und die er zum Eindringen benützt. Zumindest zwei dieser Mutationen dürften mit erhöhter Infektiösität zusammenhängen, so Bergthaler.

Wahrscheinlich auch in Österreich

In Österreich habe man seit Anfang September immerhin 150 Virus-Proben im Detail analysiert, diese Variante aber bisher noch nicht gesehen, so der Forscher, der die Wahrscheinlichkeit aber als "relativ hoch" einschätzt, diese auch hierzulande zu finden. Welche Auswirkungen die Veränderungen haben, müsse nun in weiterführender Forschungsarbeit geklärt werden. Die gesteigerte Verbreitung dieser Variante könne nämlich theoretisch auch "purer Zufall sein". Stimmten aber Angaben zu einer um bis zu 70 Prozent höherer Übertragungsgeschwindigkeit müsse man vermutlich auch Eindämmungsmaßnahmen überdenken. "Das ist aber noch nicht hinreichend bestätigt."

Dass die Veränderungen dazu führen, dass in den Startlöchern stehende Impfungen weniger oder sogar gar nicht wirksam werden, erwartet Bergthaler nicht. Dafür gebe es momentan "keine Anhaltspunkte". Damit nämlich ein sich veränderndes Virus tatsächlich der Immunantwort sozusagen davonlaufen kann, brauche es tatsächlich Veränderungen weiter Teile des Erregers. "Das ist in diesem konkreten Fall nicht so", sagte Bergthaler.

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