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Studie: Corona-Impfstoffe bis 2022 ein 217-Milliarden-Dollar-Markt

2021 werden weltweit etwa 6,6 Milliarden Impfdosen benötigt. 2022 mit fast 10 Milliarden sogar noch mehr.

Impfstoffe sind der große Hoffnungsträger im Kampf gegen das Coronavirus. Für deren Entwickler ist im Frühjahr 2020 über Nacht eine Marktnische entstanden, die Einnahmen in Milliardenhöhe verspricht und die es nun mit großen Herausforderungen zu füllen gilt.

Gemessen an der Weltbevölkerung und der teilweisen Notwendigkeit von Mehrfachimpfungen schätzt die DZ Bank in einer Ende Mai vorgelegten Studie, dass 2021 weltweit etwa 6,6 Milliarden Impfdosen benötigt werden und 2022 mit fast 10 Milliarden sogar noch mehr.

 

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Die DZ-Bank-Experten errechneten in ihrer Studie anhand der Produktionszusagen und den Impfstoffpreisen für die "westlichen" Unternehmen ein diesjähriges Marktvolumen von 93 Milliarden US-Dollar. Dieser Kuchen verteilt sich bisher auf vier zugelassene Impfstoffe dieser Firmen: Das vom Österreicher Christoph Huber mitgegründete deutsche Unternehmen Biontech als Pionier mit seiner neuartigen mRNA-Technologie, auf die auch der US-Wettbewerber Moderna setzt, sowie die Vektorimpfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson.

2022, wenn zum Beispiel von Unternehmen wie Curevac oder Novavax weitere Impfstoffe etabliert sein sollten, rechnen die DZ-Experten dann mit einem Anstieg des Marktvolumens auf 217 Milliarden Dollar. Dabei kalkulieren sie neben der hohen Weltnachfrage auch mit einem Preisschub, sobald die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Pandemie für beendet erklärt. Dann sei vor allem AstraZeneca nicht mehr an einen Verkauf zu Selbstkosten gebunden, was bislang wegen einer Lizenzvereinbarung mit der Universität von Oxford als eigentlicher Impfstoff-Entwickler der Fall sei.

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Wegen eines wohl bleibenden Charakters des Coronavirus und nötiger Auffrischungen stellen die Experten die Perspektiven für Investoren auch langfristig als rosig dar: "Das Thema Coronavirus-Impfstoffproduktion könnte aus Investorensicht durchaus vom 'Strohfeuer' zum Dauerbrenner avancieren." Dabei dürfte es viele Profiteure auch über die Impfstoffentwickler hinaus geben. "Insgesamt sind nach unseren Recherchen mehr als zehn Unternehmen an der Produktion des Biontech-Impfstoffs beteiligt", hieß es. AstraZeneca habe ein globales Liefernetzwerk mit mehr als 25 Produktionsbetrieben in 15 Ländern aufgebaut.

Die Experten sehen in ihrer Studie etwa den Biontech-Partner Pfizer als Top-Empfehlung an, aber auch den Darmstädter Chemiekonzern Merck KGaA mit einer Schlüsselfunktion in der Lieferkette. Faire Werte von 48 US-Dollar beziehungsweise 170 Euro versprechen für diese beiden Aktien ein Kurspotenzial von 15 respektive 24 Prozent. Von Merck kämen notwendige Lipid-Nanopartikel, die es ebenso von Evonik als einem weiteren Profiteur in der Lieferkette gebe.

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Namentlich genannt wurden in der Studie außerdem der Laborausrüster Sartorius, der Verpackungshersteller Gerresheimer und diverse Produktionspartner der mRNA-Impfstoffforscher. Neben der bekannten Biontech-Allianz mit Pfizer fungiert Bayer als besonders enger Partner von Curevac. Außerdem seien viele Lohnfertigungsunternehmen wie Rentschler Biopharma oder Wacker Chemie mit ihren Kapazitäten daran beteiligt, um das Angebot an mRNA-Impfstoffen schnell zu erhöhen.

Wie es in der Studie der DZ Bank weiter heißt, nehmen Unternehmen wie Bayer, Evonik, Gerresheimer und Wacker Chemie jeweils Schlüsselrollen ein, der Einfluss auf die Unternehmenserträge sei hier aber geringer als bei den Top-Anlageempfehlungen Pfizer und Merck KGaA. Pfizer decke einen nicht unbeträchtlichen Teil der Wertschöpfung selbst ab, Merck sei mit seinen Lipiden wichtig als Zulieferer - und dies unabhängig von der Art des Impfstoffs.