APA - Austria Presse Agentur

Tirol: Corona-Impfstoffproduktion bei Novartis in Kundl rückt näher

Der Pharmakonzern Novartis wird an seinem Tiroler Standort in Kundl in den nächsten Monaten mit der Produktion des Corona-Impfstoffs starten.

Im zweiten Halbjahr 2021 soll die mRNA und der vorformulierte Wirkstoff für bis zu 50 Mio. Dosen hergestellt werden, im Jahr 2022 für bis zu 200 Mio. Dosen, bestätigte der Novartis-Österreich-Chef Michael Kocher bei einem Online-Pressegespräch des Pharmaindustrie-Verbandes Pharmig den ursprünglichen Zeitplan.

Kocher warnte davor, den Patentschutz bei Corona-Impfstoffen zu lockern, weil dann weniger Pharmaunternehmen sich mit Coronavirus-Mutationen beschäftigen würden.

US-Präsident Joe Biden hatte eine Patentschutz-Lockerung Anfang Mai gefordert, EU-Vertreter und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatten dies abgelehnt.

"Die Initiative ist sehr kurz gedacht", sagte der Novartis-Österreich-Chef. Es dauere "extrem lange" die Kapazitäten für eine Impfstoffproduktion in guter Qualität aufzubauen. Mit einem gelockerten Patentschutz könnten die Unternehmen ihre Kosten dann nicht mehr decken.

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Gute Nachrichten gibt es auch vom österreichisch-französische Impfstoffhersteller Valneva. Das Unternehmen hat Ende April in Großbritannien eine klinische Phase-III-Studie für seinen geplanten Covid-19-Totimpfstoff gestartet. Verläuft die Studie erfolgreich, will Valneva im Herbst die Marktzulassung beantragen.

Am Wiener Standort betreibt Valneva Forschung und Entwicklung sowie Qualitätssicherung. Die Produktion des Covid-19-Impstoffs wird in Schottland und die Abfüllung in Schweden stattfinden. Die beiden Standorte habe man ausgewählt, weil man bestehende Anlagen nutzen könne und damit sehr schnell sei, sagte der Covid-19-Programmdirektor von Valneva, Olivier Jankowitsch, beim Pharmig-Pressegespräch. Mittelfristig werde man in Schottland und Schweden auch neue Anlagen in Betrieb nehmen. Eine neue Impfstofffabrik auf der grünen Wiese zu errichten, dauere aber 24 bis 48 Monate und die regulatorischen Hürden dafür seien hoch, sagte Jankowitsch.

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Polymun als Partner für Biontech/Pfizer & Co

Der niederösterreichische Pharmazulieferer Polymun mit über 90 Mitarbeitern ist ein Spezialist für Lipidnanopartikel und ist ein wichtiger Partner der Covid19-mRNA-Impfstoffprojekten von Biontech/Pfizer, CureVac, Imperial College London und Arcturus Therapeutics. Am 22. Jänner 2020 habe er die erste Anfrage bekommen, ob man "nicht etwas schnell aufsetzen können", sagte Polymun-Chef Dietmar Katinger. Im Februar sei es dann schon richtig losgegangen.

Die Präsidentin des Österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller ÖVIH und Pfizer-Managerin, Renée Gallo-Daniel, lobte die weltweite Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Coronapandemie. "Die Forschung zu Covid-19-Impfstoffen passiert global. Die Produktion, Distribution und Impfempfehlungen müssen wir lokal umsetzen", sagte Gallo-Daniel. Derzeit gebe es ein Netzwerk von mehr als 300 Kooperationen weltweit um die Produktion zu sichern. "Noch nie hat es einen derartigen Transfer an Wissen, Austausch mit der Akademia und Kooperationen gegeben, ohne das die Patentrechte geändert wurden", so die Pharmavertreterin.

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Stärkung der lokalen Pharamproduktion gefordert

Der Vizepräsident der Pharmig und Geschäftsführer der Sigmapharm, Bernhard Wittmann, appellierte an die Politik, die lokale Pharmaproduktion zu stärken. Unternehmen hätten gute Gründe, warum sie in Österreich und Europa produzieren. "Man darf nicht vergessen, dass es hier Know-how gibt", sagte Wittmann. Die Politik solle mit neuen Fördermitteln unter anderem Pharma-Nischenbetriebe auf europäischer Ebene fördern.