Corona-Impfung: Kaum Entlastung in den nächsten Monaten

Corona-Impfung am Silvestertag in Bayern
Deutsche Mediziner dämpfen die Hoffnung auf eine rasche Entspannung in der Pandemie.

Es müsse klar sein, "dass durch die Impfung zumindest in den ersten drei Monaten des neuen Jahres kaum Entlastung" zu erwarten sei, sagte die Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna, am Samstag der Funke Mediengruppe. Während Großbritannien ab Mitte Jänner wöchentlich zwei Millionen AstraZeneca-Impfdosen erhalten soll, stehen die Metropolen Seoul und Tokio vor neuen Notmaßnahmen. Der Präsident der deutschen Vereinigung der Intensiv- und Notfallmediziner, Uwe Janssens, rechnet laut "Rheinischer Post" erst im Sommer mit einer nachhaltigen Entspannung auf den Intensivstationen. Ärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt sagt "Bild", man müsse den Menschen klarmachen "dass wir jetzt noch vor zwei, drei, vier Monaten stehen, die Anstrengungen von allen erfordern".

In Deutschland steigt die Zahl der bekannten Infektionen mit dem Coronavirus weiter. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Samstag mitteilte, sind am Freitag 12.690 bestätigte Fälle hinzugekommen. 336 Menschen verstarben innerhalb eines Tages an oder mit dem Erreger SARS-CoV-2. Damit sind in dem bevölkerungsreichsten EU-Staat bereits 1,76 Millionen Infektionen und 33.960 Coronatote gezählt worden. Am Mittwoch hatte die Zahl der innerhalb eines Tages gemeldeten Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus erstmals die Marke von 1.000 überschritten und damit einen Höchststand erreicht.

Während die Epidemiekurve langsam sinkt, plant die italienische Regierung ab dem 7. Jänner eine neue Anti-Covid-Verordnung. Mit Ende der Weihnachtsfeiertage, an denen ein Lockdown mit Schließung von Lokalen und Geschäften sowie mit Reisebeschränkungen gilt, will Italien im Kampf gegen das Coronavirus wieder auf das Ampelsystem zurückgreifen. Dieses sieht die Einstufung der Regionen in drei Risikozonen vor.

In den Gelben Zonen dürfen - anders als in den beiden anderen Risikogebieten - die Lokale tagsüber wieder öffnen. Die Gesundheitsbehörden in dem 60-Millionen-Einwohner-Land registrierten am Freitag 462 weitere Todesopfer und 22.211 Neuinfizierte. Damit stieg die Gesamtzahl der Toten seit Beginn der Pandemie in Italien auf 74.621.

Der Vatikan beginnt Mitte Jänner mit der Impfung seiner Mitarbeiter. So sollen in einer ersten Phase das Gesundheitspersonal, die Sicherheitskräfte, sowie ältere Personen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 immunisiert werden, verlautete der Vatikan laut Medienangaben.

Der Vatikan sicherte sich 10.000 Dosen des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer. Das Kontingent reicht aus, um die rund 4.500 Mitarbeiter des Heiligen Stuhls und des Vatikanstaats vor dem Coronavirus zu schützen. Daneben haben auch mitversicherte Familienangehörige und Pensionisten Anspruch auf die zweifache Immunisierung.

Großbritannien drückt unterdessen bei den Impfungen aufs Gas, um die Ausbreitung des Coronavirus zu hemmen. Nachdem der umstrittene Impfstoff des heimischen Unternehmens AstraZeneca erst am Mittwoch zugelassen wurde, sollen schon ab Mitte des Monats zwei Millionen Impfdosen pro Woche an die Regierung des Ex-EU-Mitglieds geliefert werden.

"Bis zur dritten Jännerwoche sollten wir bei zwei Millionen pro Woche liegen", zitierte die Tageszeitung "The Times" einen namentlich nicht genannten Mitarbeiter des Teams, das zusammen mit der Universität Oxford den Impfstoff entwickelt. Eine Stellungnahme von AstraZeneca lag nicht vor. Premierminister Boris Johnson hat mehr als 100 Millionen Dosen des AstraZeneca-Impfstoffes bestellt.

Steigende Coronazahlen ließen die Behörden in den asiatischen Millionenmetropolen Seoul und Tokio zu schärferen Maßnahmen greifen. In der südkoreanischen Hauptstadt werden die Beschränkungen der sozialen Kontakte bis zum 17. Jänner verlängert, teilte ein Vertreter der Gesundheitsbehörde am Samstag in Seoul mit. Die japanische Tageszeitung Nikkei berichtete indes, dass der Gouverneur von Tokio die Zentralregierung um Notmaßnahmen ersuchen werde.

Die beiden asiatischen Staaten waren bisher glimpflich durch die erste und zweite Pandemiewelle gekommen, Südkorea zählte zu den wenigen Ländern, die ohne nationalen Lockdown das Auslangen fanden. Allerdings wurden im Großraum Seoul jüngst alle Zusammenkünfte von mehr als vier Personen untersagt. In Südkorea sind am Freitag 824 neue Fälle registriert worden, was einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vortag (1.029) bedeutete. In Tokio wurde mit 1.337 Fällen am Silvestertag ein Rekordwert verbucht.

Kommentare