APA - Austria Presse Agentur

Österreich: Mehr Todesfälle und kürzere Lebenserwartung als vor Corona

Bei der Auswertung der Todesfälle im vergangenen Jahr zeigt sich wieder eine pandemiebedingte Übersterblichkeit.

Laut Statistik Austria wurden für den 1. Jänner bis 31. Dezember 2021 bisher 90.054 Sterbefälle gemeldet. Diese Zahl liegt um 8,7 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt vor Beginn der Corona-Pandemie (2015-2019) und damit auf ähnlichem Niveau wie im ersten Pandemie-Jahr 2020. Unterdessen bleibt die Lebenserwartung unter dem Niveau vor Corona.

In den kommenden Wochen wird die Zahl der gemeldeten Todesfälle des Jahres 2021 allerdings noch etwas ansteigen, da die Standesämter weiterhin Sterbefälle des Vorjahres nachmelden, berichtete die Statistik am Freitag. Außerdem sind in der vorliegenden Zahl noch keine Sterbefälle der österreichischen Bevölkerung enthalten, die sich im Ausland zugetragen haben.

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2021 mehr ÖsterreicherInnen verstorben als in den letzten 5 Jahren

Berücksichtigt man die gestiegene Bevölkerungszahl und Veränderungen in der Altersstruktur, so wären im Jahr 2021 aber auch ohne Corona-Pandemie etwas mehr Sterbefälle als in den Jahren 2015 bis 2019 zu erwarten gewesen. Im Rahmen der Hauptvariante der von Statistik Austria im Herbst 2019 – also vor Beginn der Pandemie – erstellten Bevölkerungsprognose wurden für das Jahr 2021 insgesamt 85.217 Sterbefälle prognostiziert.

"2021 sind in Österreich mehr Menschen verstorben als im Schnitt der letzten fünf Jahre vor Ausbruch der Pandemie und auch mehr als aufgrund der Alterung der Bevölkerung zu erwarten gewesen wäre: Im zweiten Corona-Jahr lag die Sterblichkeit nach derzeitigem Stand um 8,7 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 und um 5,7 Prozent über der vor der Corona-Pandemie prognostizierten Zahl der Sterbefälle für 2021", analysierte Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Die vorliegenden Daten ermöglichen nun auch eine erste vorläufige Schätzung der Lebenserwartung des Jahres 2021. Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie lag die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer bei 78,8 Jahren und für Frauen bei 83,8 Jahren. Gegenüber dem Vorjahr ging die Lebenserwartung bei Männern leicht zurück (2020: 78,9 Jahre), während sie bei Frauen geringfügig anstieg (2020: 83,7 Jahre). Bei beiden Geschlechtern liegt die Lebenserwartung jedoch merklich unter dem Niveau vor Beginn der Corona-Pandemie (2019: 79,5 Jahre bei Männern und 84,2 Jahre bei Frauen).

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Ein Blick auf die vorläufige Zahl der Sterbefälle nach einzelnen Kalenderwochen zeigt, dass in der letzten Woche des Jahres 2021 (52. Kalenderwoche von 27. Dezember 2021 bis 2. Jänner 2022) insgesamt 1.814 Personen starben. In der Woche davor (51. Kalenderwoche von 20. bis 26. Dezember 2021) gab es mit 1.836 Verstorbenen ähnlich viele Sterbefälle.

Im Vergleich zum Fünfjahresdurchschnitt der gleichen Kalenderwochen der Jahre vor Beginn der Corona-Pandemie (2015-2019) starben in der 52. Kalenderwoche 2021 um rund fünf Prozent, in der 51. Kalenderwoche 2021 um elf Prozent mehr Personen. Verglichen mit der 51. und 52. Kalenderwoche des ersten Pandemie-Jahres 2020, starben jedoch um rund 15 Prozent (Kalenderwoche 52/2020: 2.123 Sterbefälle) bzw. 19 Prozent (Kalenderwoche 51/2020: 2.255 Sterbefälle) weniger Menschen.

Die altersstandardisierte Sterberate, bei der die Zahl der Sterbefälle anhand einer Standardbevölkerung um die Altersstruktur der Bevölkerung bereinigt wird, lag in der 50. Kalenderwoche 2021 (13. bis 19. Dezember 2021) über dem Niveau der gleichen Kalenderwoche im Durchschnitt der letzten fünf Jahre vor Beginn der Corona-Pandemie, aber unter dem Vorjahreswert, der durch die zweite Pandemie-Welle geprägt war. Würde die Altersstruktur Österreichs der Standardbevölkerung von Eurostat entsprechen, wären in der 50. Kalenderwoche 2021 rund 21 von 100.000 Menschen verstorben, während es in der gleichen Kalenderwoche des Vorjahres 27 Personen und in den Jahren 2016 bis 2019 jeweils zwischen 18 und 20 Personen gewesen wären. Vergleiche mit länger zurückliegenden Jahren sind aufgrund des Anstiegs in der Lebenserwartung und den damit verbundenen sinkenden altersstandardisierten Sterberaten nur bedingt aussagekräftig.