APA - Austria Presse Agentur

Corona: Was vor Aerosolen schützt und was nicht

Vor der Corona-Pandemie wussten nur die wenigsten, was "Aerosole" sind. Mittlerweile fürchten sich viele vor den Partikeln.

Aerosole spielen eine prominente Rolle bei der Verbreitung der SARS-CoV-2 Viren. Die Gesellschaft für Aerosolforschung hat nun in einem Positionspapier den aktuellen Wissensstand und Empfehlungen zum Schutz zusammengefasst. Die ExpertInnen zeigen darin, wie man sich vor Aerosolen schützen kann und was nicht hilft.

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Als Aerosol bezeichnet man ein Gemisch aus Luft mit festen oder flüssigen Partikeln. Diese haben Größen zwischen ca. 0,001 und mehreren 100 Mikrometern (1 Mikrometer ist ein Tausendstel Millimeter) und verteilen sich mit Luftströmungen relativ schnell, auch über größere Distanzen.

Speziell kleine Aerosolpartikel können dabei sehr lange in der Luft verbleiben. Mit dem SARS-CoV-2 Virus infizierte Personen können beim Sprechen, Husten und Niesen flüssige Aerosolpartikel ausstoßen, die Viren enthalten. Diese können dann von anderen Personen eingeatmet werden.

Maßnahmen-Kombination hilft am besten

Die WissenschafterInnen betonen in ihrem Papier, dass ein Zusammenspiel verschiedenster Maßnahmen nach derzeitigem Wissensstand der beste Weg zur Minimierung des Infektionsrisikos sei, "keine Maßnahme kann für sich alleine funktionieren". Wichtig sei, Abstand zu halten, "denn mit zunehmendem Abstand werden direkt ausgeatmete Viren verdünnt, und die Wahrscheinlichkeit sich anzustecken sinkt".

Der vielfach vorgeschriebene Mindestabstand könne dabei als Anhaltspunkt dienen, aber bei längeren Zusammenkünften und auch in Innenräumen mit verringerter Luftbewegung sollte dieser vergrößert und durch weitere Maßnahmen ergänzt werden.

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Eine solche sind etwa Masken, die helfen, einen Teil der ausgeatmeten Partikel zu filtern. Allgemein gelte, "dass jede Maske besser als keine Maske ist", insbesondere hinsichtlich des Schutzes anderer Personen. Durch Masken sinke die Konzentration ausgeatmeter Aerosolpartikel in einem Raum und damit das Infektionsrisiko. Weil die Teilchen durch die anhaftende Feuchtigkeit relativ groß sind, können sie auch von einfachen Masken effizient zurückgehalten werden.

Doch die Partikel würden durch Verdunstung mit der Zeit in der Raumluft schrumpfen, weshalb einfache Mund-Nasen-Bedeckungen für den Selbstschutz weniger effizient seien. Dafür sind Atemschutzmasken der Klassen FFP2, N95 oder KN95 erforderlich. Diese seien sowohl für den Selbst- als auch den Fremdschutz effizient, sofern sie über kein Ausatemventil verfügen, betonen die ForscherInnen.

"Nutzlose" Gesichtsvisiere

Als "weitgehend nutzlos" hinsichtlich Aerosolpartikel werden in dem Papier dagegen Gesichtsvisiere und Plexiglasbarrieren bezeichnet. Sie würden vor allem als Spuck- und Spritzschutz gegenüber großen Tröpfchen dienen.

"Deutlich niedriger" sei das Infektionsrisiko über Aerosolpartikel im Freien. Doch auch dort könnten direkte Tröpfcheninfektionen nicht ausgeschlossen werden, insbesondere bei Menschenansammlungen ohne Mindestabstände oder Masken. In geschlossenen Räumen halten die ExpertInnen Lüften für "unerlässlich". Dabei sei Stoß- und Querlüften vergleichbar effektiv wie dauernd vollständig geöffnete Fenster.

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Luftreiniger können dem ExpertInnenpapier zufolge einen sinnvollen Beitrag leisten, um die Partikel- und Virenkonzentration in einem Raum zu reduzieren, wenn diese für den angedachten Raum ausreichend dimensioniert sind. Dabei sei der Luftdurchsatz des Gerätes wichtiger als die Effizienz des Filters. Fest verbaute Lüftungsanlagen können ebenso sinnvoll sein, sofern sie die Luft filtern und wenn sie mit 100 Prozent Frischluftzufuhr betrieben werden.

Die Gesellschaft für Aerosolforschung ortet einen "akuten Forschungsbedarf, um das Infektionsgeschehen über den Aerosolpfad einerseits besser zu verstehen und andererseits aus dem gesteigerten Verständnis verbesserte Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und zum Schutz der Bevölkerung vor der Pandemie ergreifen zu können". Studien dazu sollten kurzfristig mit speziellen Förder- und Forschungsprogrammen ermöglicht werden, fordern die ExpertInnen.