APA - Austria Presse Agentur

Coronajahr 2020 brachte Vamed viel Arbeit, wenig Profit

Vamed-Chef Ernst Wastler ist es gewöhnt, Jahr für Jahr neue Umsatz- und Gewinnrekorde zu vermelden. Im März 2020 war dafür keine Zeit, "es gab Wichtigeres zu tun", sagt Wastler. 510.000 zusätzliche Arbeitsstunden habe man im Vorjahr wegen der Corona-Pandemie leisten müssen, "das sind 300 Menschenjahre". Im Ergebnis hätten sich vor allem die höheren Kosten niedergeschlagen: Umsatz und Gewinn fielen deutlich niedriger aus. "Wir messen das Jahr 2020 in anderen Rekorden."

"Es war ein außergewöhnliches Jahr", sagte der Chef des österreichischen Krankenhausbetreibers und Gesundheitsdienstleisters vor Journalisten in Wien. In den Krisen-Hotspots Italien, Spanien, Tschechien, Großbritannien, aber auch in Deutschland und Österreich sowie in Afrika, Asien und im Nahen Osten habe man 207.000 Krankenhausbetten dauerhaft verfügbar gehalten. "Der Fokus lag von Beginn an auf der Intensivversorgung der Menschen." Man habe über 20.000 Intensivplätze, Beatmungs- und Überwachungsgeräte instand gesetzt oder verfügbar gehalten. "Das war alles die kritische Infrastruktur, die dazu beigetragen hat, Menschen zu retten."

Im Vergleich zu normalen Zeiten habe man um ein Drittel mehr Schutzausrüstungen gebraucht. Allein im Wiener AKH habe man die Anzahl der Beatmungsgeräte von 240 auf 280 aufgestockt. Insgesamt betreue man weltweit mehr als 20.000 Geräte, davon etwas mehr als 2.000 in Österreich. Ein Engpass bei den Intensivbetten entstehe nicht durch einen Mangel an Geräten, "Hardware kann man in der Regel in ein paar Monaten anschaffen. Aber man kann nicht binnen drei oder sechs Monaten Intensivmediziner oder Intensivpflegekräfte aus dem Boden stampfen." Ein Intensivbett sei sechsmal so teuer wie ein normales Krankenhausbett, erklärte der Vamed-Chef. Effizienz werde auch in Zukunft eine Rolle spielen: Man werde auch in Österreich auf die ambulante Versorgung achten und lernen müssen, mehr Nutzen mit vorhandenen Ressourcen zu schaffen, "da wird die Digitalisierung auch eine Rolle spielen."

Die wirtschaftlichen Kennzahlen waren im abgelaufenen Jahr weniger beeindruckend: Der Umsatz ging gegenüber dem Rekordjahr 2019 um 6,3 Prozent auf knapp 2,1 Mrd. Euro zurück, das operative Ergebnis brach um 78,7 Prozent auf 28,5 Mio. Euro ein und das Ergebnis vor Steuern schmolz fast völlig von 112,9 Mio. auf 9,0 Mio. Euro zusammen. Im Dienstleistungsgeschäft habe man sogar ein leichtes Plus gemacht, aber im Projektgeschäft in aller Welt seien durch die Pandemie hohe Zusatzkosten entstanden. "Ein Gesundheitsunternehmen hat auch einen ethischen Anspruch, man kann nicht nur die Rendite maximieren", so Wastler.

Auch der Auftragseingang im Projektgeschäft ging um fast ein Viertel auf etwas über eine Milliarde Euro zurück - im Auftragsbestand stehen jetzt immer noch neue Gesundheitsprojekte im Wert von mehr als 3 Mrd. Euro, davon zwischen 15 und 20 Prozent in Österreich. "Ich glaube, das ist ein sehr gut gefüllter Leistungs- und Arbeitsvorrat für die nächsten Jahre", sagte Wastler.

Insgesamt sei die Vamed gut über das Krisenjahr 2020 gekommen, "weil das Jahr 2019 für uns das beste Jahr aller Zeiten war", so Wastler. "Dadurch sind wir mit einem großen Arbeitsvorrat und durch die nachhaltigen Projekte mit einem gestärkten Immunsystem in das Krisenjahr 2020 gegangen."

Die Vamed gehört zu 77 Prozent dem deutschen Gesundheitskonzern Fresenius, 10 Prozent hält die B&C Holding und 13 Prozent die Republik Österreich. Das Unternehmen beschäftigt 23.187 Mitarbeiter, um 3 Prozent mehr als vor der Pandemie. Der Konzern ist in 95 Ländern tätig und hat weltweit mehr als 200 Unternehmen. Im vergangenen Jahr wurden 40 neue Gesundheitsprojekte abgeschlossen, insgesamt sind es bisher 1.000 abgeschlossene Projekte.

In Italien, das zu Beginn der Coronakrise einer der Hotspots war, sind Vamed-Mitarbeiter für die Medizintechnik in 130 Krankenhäusern verantwortlich. In Bergamo errichteten sie in den Messehallen eine Notfallkrankenversorgung. In Berlin habe man in Charlottenburg in wenigen Wochen ein vollwertiges Reservezentrum für die stationäre Behandlung von Covid-Patienten mit 1.000 Betten und zusätzlichen Intensiv-Versorgungskapazitäten von Monitoring und Beatmung bis Computertomographie (CT) und Röntgen eingerichtet, berichtete Wastler.

Am AKH Wien habe man mit mehr als 1.000 Vamed-Mitarbeitern den reibungslosen Fortbetrieb unterstützt und die Intensivversorgung für Beatmung binnen weniger Tage um 20 Prozent aufgestockt und die neue Klinik für psychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen fertiggestellt. Zusätzlich habe man in Österreich und Deutschland mehrere pneumologische und neurologische Rehabilitationskliniken temporär in medizinische Versorgungseinheiten für die Akut-Versorgung von Covid-Patienten umgewandelt.

In Wien hat die Vamed den Standort Oberlaa zum ersten vollintegrierten Gesundheitsstandort ausgebaut - von Prävention über Akutmedizin bis zu Rehabilitation und Pflege. Neben Covid-Testungen und Post-Covid-Rehabilitation wird dort nun auch eine Betreuung durch Allgemeinmediziner und Fachärzte zu Fixterminen und sieben Tage die Woche oder auch im telemedizinischen Dienst angeboten.

Als weitere Höhepunkte des vergangenen Jahres nannte der Vamed-Chef etwa die Fertigstellung des neuen Krankenhauses Point Fortin in Trinidad & Tobago oder die Fertigstellung und Inbetriebnahme von fünf Regionalkrankenhäusern und einer Poliklinik in Ghana. Mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein realisiert die Vamed ein Public-Private-Partnership-Projekt mit einem Gesamtvolumen von 1,7 Mrd. Euro und ist dabei für das Projektmanagement, Neubauten und Modernisierungsmaßnahmen sowie für die laufende technische Betriebsführung verantwortlich. In Abu Dhabi wurde ein Mutter-Kind-Krankenhaus mit angeschlossener Akut-Tagesklinik und Rehabilitationszentrum fertiggestellt.

Im kommenden Jahr wird die Vamed ihr 40-jähriges Bestehen feiern. "Wir hoffen, dass das ein echtes Post-Covid-Jahr wird", sagt Wastler.