APA - Austria Presse Agentur

Coronapandemie pushte Nachfrage nach Bio-Produkten

In der Coronapandemie haben sich die Konsumenten im Lebensmittelhandel kräftig mit biologischen Produkten eingedeckt. Im Lockdown und Homeoffice wurde mehr zuhause gekocht. Der Umsatz mit frischen Bio-Lebensmitteln (exkl. Brot und Gebäck) schnellte 2020 im Vergleich zum Jahr davor um 23 Prozent auf 714 Mio. Euro nach oben, geht aus aktuellen Erhebungen der AMA Marketing hervor. Im vergangenen Jahr gab ein durchschnittlicher Haushalt über 190 Euro für frische Bioprodukte aus.

Der Bio-Anteil bei Frischwaren im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel klettert seit Jahren nach oben und erreichte 2020 mit 10 Prozent erstmals einen zweistelligen Wert. "Corona konnte das stetige Wachstum von Bio nicht stoppen. Ganz im Gegenteil: Die Menschen sind jetzt noch sensibler für die Qualität von Lebensmitteln", so der Geschäftsführer der AMA-Marketing, Michael Blass, am Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz. "Und in der Corona-Krise hat sich der Wunsch nach umweltschonend hergestellten, gesunden Bio-Lebensmitteln noch einmal deutlich verstärkt", so die Obfrau des Biobauernverbandes Bio Austria, Gertraud Grabmann. Auch bei der Bauern-Direktvermarktung inklusive der Hauszustellung von Bio-Kistln habe es einen Boom gegeben.

Im Bio-Landbau verzichten die Landwirte unter anderem auf leichtlösliche mineralische Düngemittel und auf chemisch-synthetische Spritzmittel. Außerdem muss es eine vielseitige Fruchtfolge im Ackerbau und eine artgerechte Tierhaltung mit Auslauf und Weidemöglichkeiten geben.

Die heimische Landwirtschaft mit rund 24.500 Biobauern gilt als ökologischer Vorreiter. Weltweit liegt Österreich mit einem Bio-Anteil von über 26 Prozent (677.000 Hektar) an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche auf Platz 2 hinter Liechtenstein (41 Prozent). Bei der Anzahl der Biobauern und der Bio-Fläche gab es 2020 in Österreich im Unterschied zu einigen anderen europäischen Ländern aber nur einen geringen Anstieg, weil seit Ende 2018 keine Neueinstiege mehr in die Bio-Förderung und seit Ende 2019 auch keine Umstiege aus anderen Fördermaßnahmen mehr möglich sind. Einen Einstieg in die Bio-Förderung gibt es erst mit der neuen Förderperiode der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) im Jahr 2023.

Die Biobauern-Vertreterin Grabmann erwartet, dass die Zahl der Betriebe und der Flächen in den Jahren 2021/22 stagnieren wird. Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln werde aber weiterhin steigen, die dann lokal aber nicht gedeckt werden könne. Dies könnte dann im internationalen Wettbewerb zu gewissem Wertschöpfungsverlust für Österreich führen, so die Biobauern-Vertreterin. Grabmann fordert einen kontinuierlichen Einstieg in die Biobauern-Förderung und noch Verbesserungen bei der aktuell laufenden Reform der EU-Agrarpolitik.

Mit den Erzeugerpreisen für Biobauern zeigte sich Grabmann relativ zufrieden. Nur bei den Bio-Getreidebauern sei die Preissituation "nicht zufriedenstellend". Die großen Supermarktketten dominieren mit ihren Eigenmarken "Ja! Natürlich" (Billa, Merkur), "Natur*pur" (Spar), "Zurück zum Ursprung" (Hofer) und "Ein gutes Stück Heimat" (Lidl) den heimischen Biomarkt.

"Der Lebensmitteleinzelhandel hat Bio großgemacht in Österreich. Das ist eine weltweit nahezu einmalige Erfolgsgeschichte", sagte AMA-Marketing-Geschäftsführer Blass. Er hoffe, dass die Supermärkte weiter mit dem Bio-Thema "verantwortungsvoll umgehen" und keine Preisschlacht wie bei konventionellen Lebensmitteln anzetteln. Billa hat kürzlich mit "Billa Bio" eine zweite Bio-Eigenmarke gestartet. Die neue Bio-Hausmarke mit aktuell 135 Produkten bietet vor allem Trockenware, Obst und Gemüse aus dem Ausland sowie Convenience-Produkte an. Die Biobauern-Vertreterin erwartet durch die neue Billa-Eigenmarke keine großen Änderungen für die Branche.

Aktuell findet von 17. bis 19. Februar die weltgrößte Bio-Messe Biofach in Nürnberg aufgrund der Coronapandemie nur digital statt. Wieder sind zahlreiche Bio-Betriebe aus Österreich als Aussteller mit dabei, diesmal aber nur in virtueller Form.