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Coronavirus: Bei Lockerungen ist Vertrauen in Staat entscheidend

Bei der Frage, ob Menschen Lockerungen in der Corona-Krise befürworten oder ablehnen, spielt laut einer Studie der Uni Konstanz vor allem das Vertrauen in staatliche Institutionen eine Rolle.

Eindämmungsmaßnahmen würden eben nicht von Virologen und Epidemiologen ergriffen, sondern vom Staat, schreiben die Autoren Claudia Diehl und Felix Wolter in dem Papier. "Und wer dem Staat generell nicht traut oder der Ansicht ist, er solle den Bürgerinnen und Bürgern möglichst wenig Einschränkungen auferlegen, möchte sich von ihm wahrscheinlich auch den Besuch von Clubs oder Festivals nicht verbieten lassen." Die unterschiedlich starke individuelle Betroffenheit spiele in der Diskussion um Lockerungen dagegen nur bedingt eine Rolle, heißt es in der Auswertung der Studie weiter. "Die Haltung zur Lockerung pandemiebedingter Beschränkungen wird weniger dadurch bestimmt, ob jemand daraus wirtschaftliche oder familiäre Folgen für sich selbst oder die Gesellschaft befürchtet." Wer in den Maßnahmen aber eine Grundrechtseinschränkung für sich und die Gesellschaft sehe, sei für Lockerungen. Ein unmittelbares Eigeninteresse sei nur beim Unterschied zwischen Risikogruppen und Gesunden ausschlaggebend: "Erstere lehnen Lockerungen von Eindämmungsmaßnahmen meist ab, Letztere befürworten sie eher."

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Entscheidend für die Politik sei eine klare Krisenkommunikation. "Sie muss etwa vermitteln, warum manche Kompetenzen in den Händen der Bundesregierung liegen, andere dagegen Ländersache sind", erläutern die Autoren. Zentral sei zudem die Aufklärung über die entsprechenden Ursache-Wirkung-Zusammenhänge. "Ohne die Berichte über die Situation in norditalienischen Krankenhäusern hätten die drastischen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus wohl weniger Akzeptanz gefunden."

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Die Konstanzer Forscher befragten für ihre Untersuchung von April bis Mai 2020 knapp 4.800 Menschen online.