APA - Austria Presse Agentur

Coronavirus: Hilfe für Covid-Patientin durch Arzneikandidat APN01

Zumindest bei einer Patientin mit schwerer Covid-19-Erkrankung könnte der SARS-CoV-2-Medikamentenkandidat APN01 geholfen haben.

Das Fachmagazin "The Lancet Respiratory Medicine" berichtete von einer Fallstudie eines internationalen Forscherteams unter Beteiligung des IMBA (Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften), wonach APN01 gezielt gegen SARS-CoV-2 gewirkt hat. Bei APN01 handelt es sich um rekombinantes lösliches ACE2, ein Enzym. ACE2 galt sehr bald als Hoffnungsträger im Kampf gegen die globale Coronavirus-Pandemie. Es wird derzeit in einer klinischen Studie des Wiener Biotech-Unternehmens Apeiron Biologics AG, das von dem österreichischen Genetiker Josef Penninger mitgegründet wurde, an Covid-19-erkrankten Patienten untersucht. Penninger war auch Gründungsdirektor des IMBA und forscht derzeit in Kanada.

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Viruslast und Entzündung rasch verringert

In der Publikation wurde die erste Behandlung einer Covid-19 Patientin mit schwerem Verlauf beschrieben, bei der der Wirkstoff APN01 eingesetzt wurde. Die veröffentlichten Daten zeigten einen raschen Verlust der Viruslast, eine Verringerung von Entzündungsreaktionen, sowie die Entwicklung hoher Titer spezifischer neutralisierender Antikörper gegen SARS-CoV-2, assoziiert mit einer signifikanten klinischen Verbesserung des Zustands der behandelten Patientin. Vor wenigen Monaten konnte das Team um Penninger bereits zeigen, dass sich die Viruslast in Blutgefäß-Organoiden (menschlichen Organmodellen aus Stammzellen) signifikant verringern ließ.

Dies deutet auf die Wirksamkeit des Medikamentenkandidaten aus Wien hin. Die Daten würden aufzeigen, dass das SARS-CoV-2, dem ACE2 als Eintrittspforte dient, durch Gabe von APN01 gezielt blockiert wird. Die Grundlage hinter dem Wirkungsmechanismus wurde bereits 2005 am IMBA erschlossen. ACE2 wurde damals von Penninger und Kollegen als die essenzielle in vivo Eintrittspforte eines Coronavirus beschrieben, das bereits 2003 für einen globalen Ausbruch der Lungenkrankheit SARS sorgte.

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Auf früherer Forschung aufbauen

Auf der Forschung von damals konnte im Angesicht der aktuellen Pandemie rasch aufgebaut werden, denn es zeigte sich, dass SARS-CoV-2 denselben Mechanismus verwendet, um Zellen zu infizieren. Die typischen "Spikes" Strukturen, Oberflächenproteine der Virenpartikel, docken hier sogar noch stärker an die ACE2 Rezeptoren der Zell-Oberfläche an.

Gleichzeitig hat ACE2 eine zweite, wichtige Funktion als Regulator des Renin Agiotensin Systems (RAS): Dabei reduziert ACE2 Bluthochdruck und schützt Organe wie das Herz, Blutgefäße oder die Lunge vor schweren Erkrankungsverläufen. ACE2 Andockstellen befinden sich nicht nur in der Lunge, sondern auch im Herzen, in den Blutgefäßen, im Darm und den Nieren, was schwere Krankheitsverläufe von Covid-19 durch Organversagen und Sepsis erklären könnte.

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"ACE2 steht im Zentrum der Forschung und Arzneimittelentwicklung von Covid-19. In diesem Fall haben wir nun erste Daten zur löslichen ACE2-Therapie bei einer Patientin mit SARS-CoV-2-Infektion vorgelegt", kommentierte Alexander Zoufaly, Oberarzt in der Abteilung für Infektionskrankheiten der Klinik in Wien-Favoriten, Kaiser-Franz-Josef-Spital, und Erstautor der Publikation. "Die Ergebnisse dieser Patientenfallstudie sind ermutigend und unterstützen die Begründung, APN01 als Therapie zur Behandlung von Covid-19 in klinischen Phase-II-Studien weiter zu erforschen."

Die Studienautoren wiesen allerdings darauf hin, dass es "spekulativ" bleibe, ob der Rückgang der Viruslast den Effekt der Behandlung mit APN01 reflektiert oder einfach dem natürlichen Verlauf der Krankheit entspricht.