APA - Austria Presse Agentur

Coronavirus: Phase III entscheidet Zukunft der Impfstoffkandidaten

Weltweit suchen Forscher und Unternehmen fieberhaft nach einem vor Covid-19 schützenden Impfstoff.

Aktuell werden laut Weltgesundheitsorganisation mehr als 20 Vakzine-Kandidaten in klinischen Studien an Menschen getestet. Bei einigen davon konnte bereits gezeigt werden, dass Probanden nach der Impfung Antikörper gegen SARS-CoV-2 entwickeln. Entscheidend ist aber der Abschluss von Phase-III-Studien. Ob ein Geimpfter dann auch tatsächlich immun gegen eine Infektion oder geschützt vor einer Covid-19-Erkrankung ist, wird erst in sogenannten Phase-III-Studien mit Tausenden Probanden untersucht. Bisher an weitesten im Forschungsprozess sind Großbritannien und China. Heikel ist, dass laut einer Wiener Studie oft in Phase II eine Überschätzung der Wirksamkeit neuer Präparate erfolgen kann.

WHO listet Impfstoff-Kandidaten auf

Die Universität Oxford in Großbritannien hat zusammen mit dem Pharmakonzern AstraZeneca bereits eine Phase III-Studie begonnen, die chinesische Firma Sinovac steht kurz davor. Ein Impfstoff gilt als wesentlicher Baustein zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Die WHO listet mögliche Kandidaten auf ihrer Webpräsenz auf, wo auch der jeweilige Fortschritt aktuell abrufbar ist.

Für dich ausgesucht

Die Probanden der US-Biotech-Firma Moderna, die innerhalb von zwei Monaten zwei Injektionen des Impfstoffs bekamen, entwickelten mehr neutralisierende Antikörper als Personen, bei denen eine Coronavirus-Infektion diagnostiziert worden war, wie es weiter hieß. Die beteiligten Forscher stellten die Ergebnisse auch in einer Studie im "New England Journal of Medicine" vor. Der Hersteller Moderna sprach in einer Mitteilung von einer "robusten Immunreaktion", die nun den Weg für wesentlich größere Studien zu Wirksamkeit ebne.

Der Impfstoff mRNA-1273 soll ab Ende Juli in einer Phase-III-Studie an rund 30.000 Probanden getestet werden. Die Studie soll bis Oktober 2022 dauern, Ergebnisse kann es aber schon vorher geben.

In den Tests der ersten Phase werden Impfstoffe immer nur an wenigen Freiwilligen getestet, weil es dabei zunächst vor allem um die Prüfung der Verträglichkeit geht. Nach ersten positiven Ergebnissen hatte Moderna die erste Phase auf 120 Probanden erweitert, um auch die Sicherheit des Impfstoffs bei älteren Menschen zu testen. Die Ergebnisse der erweiterten Studie liegen allerdings noch nicht vor.

Für dich ausgesucht

Wegen des kurzen Studienzeitraums war auch noch nicht klar, ob und wie lange die Antikörper die Probanden tatsächlich vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen könnten. Das Blut der Teilnehmer solle daher noch ein Jahr lang regelmäßig auf den Anteil von Antikörpern geprüft werden, hieß es in der Studie.

Neuartiger RNA-Impfstoff

Bei Modernas Präparat handelt es sich um einen sogenannten RNA-Impfstoff. Bisher gibt es weltweit noch keine zugelassenen Human-Impfstoffe, die dieses Verfahren nutzen.

Für dich ausgesucht

Auch das Mainzer Biopharma-Unternehmen Biontech und der US-Konzern Pfizer arbeiten gemeinsam an einem solchen Impfstoff. Sie erklärten Anfang Juli, dass Probanden bei Tests in den USA nach einer Injektion des experimentellen Impfstoffs BNT 162b1 wirksame Antikörper entwickelt hätten. Auch hier sollen nun größere Tests folgen.

Eine im April dieses Jahres publizierte Studie zeigte auf, dass klinische Phase-II-Studien systematisch oft die Wirkung von Therapeutika überschätzen und es dadurch zu enttäuschenden Ergebnissen der darauffolgenden Phase-III-Studien kommen kann. Eine Folge des Zeitdrucks auf den Zulassungsprozess für neue Medikamente, so der Schluss von Experten der MedUni Wien an der Klinischen Abteilung für Rheumatologie (AKH) in einer in Nature Medicine publizierten Literaturstudie. Diese erfolgte auf Basis einer systematischen Analyse von Studien auf dem Gebiet der rheumatoiden Arthritis (chronische Polyarthritis) und Psoriasis-Arthritis.

Service: WHO-Liste zu Impfstoffkandidaten: http://go.apa.at/tacCptFr