APA - Austria Presse Agentur

Coronavirus: Weltweit Absagen von Groß-Veranstaltungen

Weltweit werden wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus immer mehr Veranstaltungen gestrichen. Die US-Regierung etwa sagte ein Gipfeltreffen mit den Staaten des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) in Las Vegas ab. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) strich ihr Jahres-Symposium in der Schweiz. Und in Berlin wurde die weltgrößte Reisemesse ITB Berlin abgesagt.

Südkorea vermeldete unterdessen den höchsten Anstieg an Neuinfektionen in Südkorea seit dem Auftreten der ersten Fälle des neuartigen Virus in dem Land. Es seien innerhalb eines Tages 594 neue Fälle registriert worden, teilte die staatliche Gesundheitsbehörde am Samstag mit. Zugleich starben drei weitere Menschen an Covid-19, die Zahl der Todesopfer stieg damit auf 16. Insgesamt sind den Angaben zufolge in Südkorea damit fast 3.000 Infektionsfälle bestätigt. Das sind weltweit mit Abstand die meisten Fälle außerhalb Chinas.

In China selbst starben innerhalb eines Tages weitere 47 Menschen an der neuartigen Lungenkrankheit, damit gibt es in der Volksrepublik nun schon 2.835 Todesfälle. Zugleich vermeldete die staatliche Gesundheitskommission in Peking am Samstag 427 neue Infektionsfälle, die Gesamtzahl stieg auf mehr als 79.000. Allerdings ist die Zahl der Neuinfektionen seit einigen Tagen relativ gering, sie liegt deutlich unter den Tausender-Zahlen der vergangenen Wochen.

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Die chinesische Industrie ist wegen des Ausbruchs der Coronavirus-Epidemie so stark eingebrochen wie noch nie. Der amtliche Einkaufsmanagerindex (PMI) sank im Februar auf 35,7 Punkte von 50,0 Punkten im Jänner, wie das nationale Statistikamt am Samstag mitteilte. Damit liegt das Barometer deutlich unter der Marke von 50 Zählern, ab der anziehende Geschäfte signalisiert werden. Das Coronavirus hat dazu geführt, dass Waren nicht ausgeliefert werden konnten oder gar nicht erst produziert wurden, da Arbeiter wegen Ansteckungsgefahren zu Hause bleiben mussten. Aufgrund von Quarantäne-Bestimmungen und Reisebeschränkungen sieht es auch im Dienstleistungssektor nicht besser aus.

Die US-Notenbank wird nach den Worten von Fed-Chef Jerome Powell angemessen handeln, um die Wirtschaft angesichts des Coronavirus-Ausbruchs zu unterstützen. "Die Fundamentaldaten der US-Wirtschaft bleiben stark", sagte Powell am Freitag. "Das Coronavirus stellt die Wirtschaftsaktivität allerdings vor zunehmende Risiken."

Chinesische Wissenschafter arbeiten auf Hochtouren an einem Schnelltest, mit dem man Infektionen binnen Minuten klären kann. Eine solche Untersuchungsmethode auf Antikörper im Blut haben chinesische Forscher entwickelt und erfolgreich getestet, berichten sie im "Journal of Medical Virology" (27. Februar). Der derzeitige Untersuchung auf Virus-Genmaterial erfolgt aus Schleimhautabstrichen der Atemwege. Die PCR-Methode erlaubt damit den direkten Nachweis der Erreger. Die Tests bringen aber erst nach einigen Stunden ein Ergebnis. Die Proben müssen in Labors geschickt werden.

Die italienische Regierung brachte am Freitagabend ein Bündel von Nothilfen für Menschen in den vom Coronavirus stark betroffenen Gebieten auf den Weg. So will das Kabinett den Bürgern die Möglichkeit geben, Zahlungen an Versorgungsunternehmen und Versicherungen vorübergehend auszusetzen. Die durch die Corona-Krise geschwächten Unternehmen Italiens sollten konkrete wirtschaftliche Hilfen erhalten, hieß es.

Bei dem Coronavirus-Ausbruch in Italien, der in der Lombardei vor rund einer Woche seinen Anfang nahm, stieg die Zahl der erfassten Infizierten in ganz Italien in Richtung 900. Davon starben 21 Menschen bis Freitagabend an der neuen Lungenkrankheit oder im Zusammenhang damit. Elf Gemeinden im Norden sind gesperrt, in weiten Teilen des Landes ist der Tourismus stark geschrumpft.

Die US-Gesundheitsbehörde CDC riet wegen des Coronavirus-Ausbruchs in Italien von nicht notwendigen Reisen in das Land ab. Das US-Außenministerium stufte den Reisehinweis für Italien am Freitagabend (Ortszeit) daher von Stufe zwei ("erhöhte Vorsicht walten lassen") auf Stufe drei ("Reisen überdenken") hinauf - eine Stufe vor der höchsten Stufe vier ("nicht reisen").

In Österreich ist am späten Freitagabend der insgesamt siebente Fall einer Coronavirus-Infektion bestätigt worden: Es handelt sich nach zwei Italienern in Tirol und vier Personen in Wien um eine infizierte Person in der Steiermark.

Auch in Deutschland breitet sich das neuartige Coronavirus weiter aus. Am Freitagabend und in der Nacht auf Samstag wurden unter anderem aus Hessen und aus Baden-Württemberg neue Infektionsfälle gemeldet. Im besonders betroffenen Landkreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen erhöhte sich die Zahl der Infizierten nach Behördenangaben um zwei weitere Fälle auf 37. In dem Landkreis befinden sich rund tausend Menschen unter Quarantäne. Die Zahl der Infizierten in Deutschland stieg damit auf insgesamt über 50.

Der Krisenstab von Innenministerium und Gesundheitsministerium in Deutschland teilte am Freitagabend mit, die Bundesregierung verlange von Reiseunternehmen künftig Angaben zur Gesundheit von nach Deutschland kommenden Passagieren aus insgesamt fünf Staaten. Zusätzlich zu China sei künftig für Reisende aus Südkorea, Japan, Italien und dem Iran vor der Einreise der Gesundheitsstatus der Passagiere zu melden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel plädierte dennoch für "Maß und Mitte" beim Umgang mit dem neuartigen Coronavirus. Es sollten nicht alle Veranstaltungen deshalb abgesagt werden, sagte sie am Freitagabend auf ihrem Jahresempfang in ihrem vorpommerschen Bundestagswahlkreis in Stralsund. Deutschland gehöre zu den Ländern, welche die besten Voraussetzungen hätten, um mit dem Virus klarzukommen.

"Die USA haben zusammen mit ihren Partnern die schwierige Entscheidung getroffen, das Treffen der Staats- und Regierungschefs der ASEAN-Staaten zu verschieben", sagte am Freitag in Washington der Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte. US-Präsident Donald Trump sollte am 14. März Gastgeber in Las Vegas sein. Die zehn ASEAN-Mitgliedstaaten sind: Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Thailand, Vietnam, Laos, Kambodscha, Myanmar, Brunei und Singapur.

Die WADA teilte mit, Grundlage für die Absage des Symposiums sei die Entscheidung der Schweizer Behörden gewesen. Der Bundesrat verbot wegen des Ausbruchs von Sars-CoV-2 bis zum 15. März alle Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Zuschauern. So wurden auch alle Fußball-Erstligapartien des Wochenendes auf einen unbestimmten Termin verlegt.

United Airlines begründete die Verschiebung seines Investorentags auf voraussichtlich September damit, dass sich die Marktreaktion verschlechtert habe, Anleger beschäftigten derzeit ausschließlich die kurzfristigen Auswirkungen. Es sei daher nicht davon auszugehen, dass in der kommenden Woche produktive Gespräche über die langfristige Strategie geführt werden könnten.

Die Organisatoren ITB Berlin hatten erklärt, in den Tagen und Wochen zuvor hätten sich immer mehr Aussteller abgemeldet, nicht nur aus China. Nach Angaben der Messegesellschaft erhöhte das zuständige Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf Auflagen stark. Diese seien insgesamt von der Messe Berlin nicht umsetzbar.

Laut dem deutsche Robert Koch-Institut (RKI) hat sich die Zahl der Fälle weltweit auf mehr als 83.000 Infizierte in 52 Ländern erhöht. In Europa sind mehr als 20 Länder betroffen, wie aus der Statistik des europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hervorgeht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzte angesichts der wachsenden Zahl von Sars-CoV-2-Infektionen das Risiko einer weltweiten Verbreitung des Virus von "hoch" auf "sehr hoch".

Die meisten Sars-CoV-2-Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. 15 von 100 Infizierten erkrankten schwer. Sie bekommen etwa Atemprobleme oder eine Lungenentzündung. Nach bisherigen Zahlen sterben ein bis zwei Prozent der Infizierten, weit mehr als bei der Grippe.