APA - Austria Presse Agentur

"Cygnus"-Frachter bringt Pflanzensamen zur ISS

Mit dem am Montag vom NASA-Weltraumbahnhof "Wallops Flight Facility" gestarteten, unbemannten "Cygnus"-Frachter wurden auch Pflanzensamen auf den Weg zur Internationalen Raumstation ISS gebracht. Der Absender ist die in Wien ansässige Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und die Welternährungsorganisation FAO. Nach ihrem All-Aufenthalt sollen die Samen dann am gemeinsam betriebenen Forschungszentrum in Seibersdorf (NÖ) wachsen, so die IAEA.

Wegen eines Feueralarms beim US-Raketenhersteller Northrop Grumman hat sich der ursprünglich für gestern, Sonntag, vorgesehene Start vom auf einer Insel vor dem US-Bundesstaat Virginia gelegenen Weltraumbahnhof verzögert. In den frühen Morgenstunden (Ortszeit) konnte die "Antares 230+"-Rakete nun aber abheben, wie die NASA mitteilte. Der "Cygnus"-Frachter ist mit rund 3,7 Tonnen an Material beladen und enthält u.a. Forschungsmaterial und Nachschub für die Besatzung der ISS.

Unter den wissenschaftlichen Experimenten, die auf die Raumstation gebracht werden, sind auch Samen der Sorghumhirse, die als Nahrungsmittel für Mensch und Tier sowie zur Erzeugung von Bioethanol genutzt wird, und solche der in der Genetik häufig untersuchten Ackerschmalwand (Arabidopsis). Sie stammen aus Laboratorien der IAEA und der FAO und sollen nach mehreren Monaten im All dann in Seibersdorf am "Joint FAO/IAEA Centre of Nuclear Techniques in Food and Agriculture" zum Wachsen gebracht und untersucht werden, hieß es seitens der IAEA auf APA-Nachfrage. Die Atomenergiebehörde unterhält seit 1962 Laboratorien für verschiedene nukleare Anwendungen in Niederösterreich.

Die IAEA und die FAO stoßen mit der Hilfe von radioaktiver Strahlung seit Jahrzehnten Veränderungen im Erbgut von Nutzpflanzen an. Erweisen sich solche Mutationen als vorteilhaft, kann man in der Folge auf neue Saatgut-Varianten zurückgreifen. Bis dato seien auf Basis dieser "Mutagenese"-Forschung über 3.400 Varianten in mehr als 210 Pflanzenarten entwickelt worden, die in mehr als 70 Ländern auch kommerziell eingesetzt werden, so die IAEA in einer Aussendung.

Diesen Ansatz verfolgt man nun auch mit den Samen aus den Seibersdorfer Laboratorien, die auf die ISS geschickt wurden. Sie werden den harschen Bedingungen unter erhöhter kosmischer Strahlung, niedrigen Temperaturen und bei reduzierter Erdanziehung drei bis vier Monate lang ausgesetzt - in- und außerhalb der Raumstation. Zurück auf der Erde werden sie dann gezüchtet und auf neue, vielversprechende Eigenschaften hin untersucht, die die Extrembedingungen im Erbgut hervorgebracht haben.

Die neuen Planzenvarianten "aus dem All" könnten künftig dabei helfen, widerstandsfähigere Nutzpflanzen zur Anpassung an den Klimawandel hervorzubringen, heißt es. Es gehe aber auch darum, mehr darüber herauszufinden, wie sich die Weltraumbedingungen über längere Zeit auswirken können bzw. wie sich die Ergebnisse der erstmals seitens der IAEA und der FAO durchgeführten "Weltraum-Mutagenese" von jenen auf der Erde unterscheiden.

Das Experiment könne "Durchbrüche" zur Anpassung an den Klimawandel und zur Verbesserung der Nahrungsmittelsicherheit bringen, so IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi. Die Erkenntnisse werde man in der Folge Wissenschaftern frei zugänglich zur Verfügung stellen.

(S E R V I C E - IAEA-Seibersdorf-Laboratorien online: http://go.apa.at/KMfDdgRr)