APA - Austria Presse Agentur

Deltakron: Geht von der Corona-"Misch-Variante" eine Gefahr aus?

Eine sogenannte "Misch-Variante" aus Delta und Omikron bereitet vielen Sorgen. Geht von Deltakron tatsächlich eine Gefahr aus?

Der Name Deltakron ist eine inoffizielle Bezeichnung der Kreuzung aus den Corona-Varianten Delta und Omikron. So ansteckend wie Omikron, so gefährlich wie Delta: Schon seit Längerem geistert das Gerücht um die "Misch-Variante" herum. 

Der vermeintliche Nachweis einer "Misch-Variante" aus Delta und Omikron in Zypern Anfang des Jahres ging ExpertInnen zufolge wohl auf Verunreinigungen während der Analyse zurück.

"Diese Genome sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Artefakte", erläuterte Richard Neher von der Universität Basel (Schweiz), führender Experte für Virusvarianten, der Deutschen Presse-Agentur.

Deltakron: Verunreinigungen im Labor?

Die Omikron-Mutationen, die hier in einem Zusammenhang mit Delta-Genomsequenzen beobachtet würden, beträfen alle einen DNA-Abschnitt, der bei Delta-Nachweisen oft sehr schwach ausfalle und daher sehr anfällig für Kontamination sei. Ähnlich äußerten sich weitere ExpertInnen bei Twitter, etwa die WHO-Expertin Maria van Kerkhove: Das Ergebnis gehe wahrscheinlich auf Verunreinigungen beim Sequenzieren zurück.

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Keine größeren Ausbrüche beobachtet

Zuvor kursierten Berichte mit Verweis auf ein Interview mit dem örtlichen Sender Sigma TV, denen zufolge Leontios Kostrikis von der Universität Zypern 25 Fälle identifiziert haben will, in denen eine Mischvariante aus Delta und Omikron – Deltakron genannt – Ursache der Infektionen war.

"Es ist zwar durchaus möglich, dass es Rekombinanten gibt, aber bisher wurden keine größeren Ausbrüche mit solchen Varianten beobachtet", betonte Neher. "Diese Genome aus Zypern sind vermutlich keine Rekombinanten."

Deltakron: Einschätzung der WHO

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnte eine Kombination aus je einem Subtyp von Delta und Omikron feststellen, die XD genannt wird. Anfang des Jahres sollen erste Proben in Frankreich aufgetaucht sein. Auf Anfrage von "Welt" bestätigt das deutsche Robert-Koch-Institut einen einzigen Fall. Seitens der WHO gäbe es aber keine Anzeichen auf eine Vermehrung. Die Bezeichnung Deltakron wird von der WHO nicht verwendet. 

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Entstehung der Mischform

"Dass es solche Rekombinanten von Sars-CoV-2 geben wird, war vorherzusehen", wird der Virologe Friedemann Weber von der Justus-Liebig-Universität Gießen von der "Welt" zitiert. "Dazu kann es immer dann kommen, wenn zwei Varianten gleichzeitig kursieren: Infiziert sich ein Mensch zum Beispiel mit Delta und Omikron gleichzeitig, kann es in einer doppelt befallenen Wirtszelle zum Austausch von Viruserbgut kommen", erklärt der Virologe. Diese Mischformen, wie sie auch bei den Omikron-Subtypen BA.1 und BA.2 zu sehen sind, seien äußerst selten.