Demonstrierende Studenten in Serbien rufen Generalstreik aus

Die Regierung entschloss sich unterdessen, vor allem protestierende Lehrer die Folgen ihrer Protestaktionen spüren zu lassen. Als am Donnerstag die Gehälter für Februar ausbezahlt wurden, waren diese in manchen Fällen drastisch reduziert. Die Opposition und einzelne andere Berufsgruppen initiierten inzwischen Spendenaktionen zu Gunsten der Lehrer.
Zahlreiche Berufsgruppen solidarisieren sich mit den Studenten
Wie Ranka Savic von der Assoziation der Freien und Unabhängigen Gewerkschaften (ASNS) im Sender TV N1 erläuterte, hätten an diesem Freitag sogar einzelne Gewerkschaften in Kommunaldiensten die Absicht angekündigt, die Arbeit vorübergehend zu unterbrechen, um ihre Unterstützung für die Proteste zu bekunden. Zahlreiche Kulturanstalten und Verlagshäuser schlossen sich dem Streik an. Die Nationalbibliothek Serbiens war am Donnerstag in einen zweitägigen Streik getreten. Die Belgrader Philharmonie streikt wegen der schwierigen Finanzlage schon seit Anfang der Woche. Die Anwaltskammern in Belgrad, Kragujevac, Nis und der nordserbischen Provinz Vojvodina, die den ganzen Februar gestreikt hatten, schlossen sich am Freitag ebenfalls dem Generalstreik an, was die Arbeit der Gerichte bedeutend lähmen dürfte.
Vor dem Amtssitz des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic im Belgrader Stadtzentrum stellte unterdessen eine kleinere Studentengruppe am Donnerstagabend ihre Zelte auf. Die Studierenden verlangten eine sofortige Unterbrechung der Blockaden und Proteste. Die Tatsache, dass einer der Anführer der Gruppe neuerdings wiederholt in regierungsfreundlichen TV-Sendern gastierte, ließ seine Studienkollegen vermuten, dass es sich um eine von den Behörden organisierte Gruppe handelt, die nun eine Gegenblockade organisierte.
Dokumentation zu Arbeiten am Bahnhof Novi Sad noch nicht veröffentlicht
Den Anlass für die Proteste hatte am 1. November der Einsturz des Bahnhofvordaches in Novi Sad geliefert, als 15 Personen ums Leben kamen. Eine Expertengruppe der Belgrader Universität ließ diese Woche wissen, dass die Behörden bis dato noch immer nicht die gesamte Dokumentation zu den im Sommer 2024 beendeten Renovierungsarbeiten am Bahnhof veröffentlicht haben, wie dies von Studenten gefordert worden war.
Immerhin verabschiedete das Parlament diese Woche ein Gesetz, das um 20 Prozent höhere Finanzmittel für die staatlichen Universitäten vorsieht. Nach Ansicht der Regierung wurden dadurch alle Studentenforderungen erfüllt.
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