APA - Austria Presse Agentur

"Der will nur spielen": Neues Buch von Manuel Rubey

Er hat es wieder getan. Manuel Rubey hat erneut ein Buch geschrieben. Zwei Jahre nach "Einmal noch schlafen, dann ist morgen", das sich, wie man in Prolog erfährt, um die 25.000 Mal verkauft hat, bringt der beliebte Schauspieler, Musiker und Kabarettist wieder ein Konvolut mit Gedanken, Betrachtungen, (Selbst-)Gesprächen, Listen und Lebensweisheiten unters Volk. "Der will nur spielen" heißt es und stellt Sinn- und andere Fragen.

"Warum bin ich immer unzufrieden? Warum quält mich der Erfolg der anderen? Warum bin ich in Attnang-Puchheim und nicht in Cannes? Warum brauche ich die Kunst so sehr? Warum will ich manchmal nicht mehr leben?" So fasst die Verlagswerbung jene Fragen zusammen, die den Künstler quälen, "wenn er wach liegt in den ländlichen Hotelzimmern". Denn seine Reisen in die Provinz, wo er in Form von "musikalischen Lesungen" sein erstes Buch bewirbt, bei Kabarettauftritten sein Soloprogramm "Goldfisch" spielt oder gemeinsam mit seiner Band "Familie Lässig" Musik macht, bilden die Rahmenhandlung. Das ist weder besonders neu noch rasend originell, gibt dem Ganzen aber eine tragfähige Struktur.

Ohne die würde Rubey möglicherweise die Orientierung verlieren. Am Ende, wo er stolz die "99 Orte, an denen ich für dieses Buch gespielt habe" auflistet, verortet er das in der Steiermark befindliche Bad Aussee und das oberösterreichische Bad Ischl falsch im Bundesland Salzburg. Das wird er bei seinen nächsten Auftritten mit dem lokalen Publikum vor Ort auszumachen haben, für Leserin und Leser bedeutet das bloß die Erinnerung daran, dass man Rubeys Ratschläge nur als Anregungen und nicht als Wahrheiten und die immer wieder durchscheinende Selbstironie ernst nehmen sollte.

Denn der überaus Belesene, in dessen Liste der "66 Bücher, die Sie lesen sollten, bevor Sie sterben", es immerhin drei lebende österreichische Autorinnen und Autoren geschafft haben (nämlich Doris Knecht, Daniel Glattauer und Arno Geiger), möchte uns einiges mitgeben: viele Listen, mit denen sich sein Leben besser in den Griff kriegen ließe; zehn Gebote für "junge Kolleg:innen" für mehr Glück und Erfolg; sieben "Vorschläge für alle, die ein schöpferisches Leben führen wollen" (Vorschlag 4: "Räumen Sie einen teil Ihres Bücherregals für Comics frei.").

Dort, wo "Der will nur spielen" den Ton eines Lebensratgebers annimmt, stellt sich immer wieder eine andere Frage: Warum macht der Rubey das? Der finanzielle Anreiz kann es nicht sein. Denn während so mancher andere Ratgeber den Ratgeber reich gemacht hat, habe er an seinem ersten Buch, das dem Verlag grob gerechnet 575.000 Euro Umsatz gebracht habe, nur einen verschwindend kleinen Anteil verdient. Umgerechnet einen halb so hohen Stundenlohn, wie er seiner Putzfrau zahle, rechnet der Autor im Prolog seiner Verlegerin vor. Und erhält die trockene Antwort: "Ja, aber Schreiben ist auch schöner als Putzen."

Ja, und schreiben kann er, der Rubey. Dialoge etwa. Und Szenen. Jeder, der einmal in einem seiner Programme war, weiß das. Und auch in "Der will nur spielen" gelingt ihm manchmal, was er auf der Bühne für sich und sein Publikum immer wieder aufs Neue anstrebt: die Umgebung vergessen zu machen. Sich einzulassen auf etwas, was nur im Augenblick und nur in der Verbindung zwischen Erzähler bzw. Spieler und Leser bzw. Zuschauer existiert. Und momentweise dennoch tragfähig ist.

Man freut sich etwa, wenn man angebliche SMS-Wechsel zwischen ihm und seinem Kollegen Simon Schwarz mitlesen darf, ignoriert dann großzügig so manche unnötige Anekdote aus dem Touralltag und verzeiht auch Einblicke in sein Ringen gegen Social-Media-Sucht, Kollegenneid und Einfallslosigkeit. Erkenntnisse wie "Gedanken sind wie ein Running-Sushi-Buffet. Sie kommen sowieso vorbei" hätte sich der Künstler, der sich und uns dankenswerter Weise immer wieder daran erinnert, welches Glückskind er trotz alledem ist, allerdings besser ebenso sparen können wie den Satz "Das Leben ist glücklich, wenn es sein Wachstum nicht erschöpft, wenn man im Werden bleiben kann."

Von seinen toughen Töchtern, die ihm beim Erstling nicht nur den Titel geliefert hatten, hätte man allerdings gerne mehr gelesen. In Sachen Klima-Bewusstsein liegen sie ihm ganz schön in den Ohren, erfährt man immerhin. Gut so. Denn der Papa geht mit Gitarre und neuem Buch gleich wieder auf Tournee. Und wird dabei sicher viel Zeit zum Nachdenken haben.

(S E R V I C E - Manuel Rubey: "Der will nur spielen", Molden Verlag, 192 Seiten, 25 Euro, Buchpräsentationen u.a. am 13.9. im Wiener Rabenhof, am 14.9. im Landestheater Linz, am 21.9. in der ARGEkultur Salzburg und am 22.9. im Treibhaus Innsbruck)