APA - Austria Presse Agentur

Deutscher Minister: Impfpflicht löst Akut-Problem nicht

Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn hält die Debatte über die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht in der Corona-Krise momentan nicht für zielführend. "Sie löst unser akutes aktuelles Problem nicht", sagte der CDU-Politiker am Dienstag im Deutschlandfunk. "Wir brechen diese Welle ja nicht mit einer verpflichtenden Impfung. Die käme viel zu spät die Wirkung. Wir müssen jetzt Kontakte reduzieren und geschlossen staatlich handeln", betonte Spahn.

Mehrere Ministerpräsidenten deutscher Bundesländer hatten sich zuletzt für die Einführung einer solchen Pflicht ausgesprochen. Spahn beurteilte dies generell skeptisch. Dies sei nicht nur eine Rechtsfrage, sondern auch eine Frage des Verhältnisses zwischen Staat und Bürger. "Es ist eine Frage von Freiheit und Verantwortung." Aus seiner Sicht gebe es eine moralische, gesellschaftliche Verpflichtung, sich impfen zu lassen. Zudem gebe es offene Fragen bei der Durchsetzung einer solchen Maßnahme, sagte Spahn.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Dienstag insgesamt 45.326 Positiv-Tests für Deutschland binnen 24 Stunden. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg damit abermals auf einen Rekordwert von 399,8 gegenüber 386,5 am Vortag.

Angesichts hoher Corona-Infektionszahlen hält eine Mehrheit in Deutschland einer aktuellen Umfrage zufolge auch einen neuen Lockdown über Weihnachten für wahrscheinlich. 71 Prozent der Befragten gehen von dieser Maßnahme aus, wie aus der am Dienstag veröffentlichten "Frage des Tages" des Meinungsforschungsinstituts Yougov hervorgeht. Demnach antworteten auf die Frage, ob ein Lockdown zu dieser Zeit folgen wird, 25 Prozent der Befragten mit "ja", 46 Prozent sagten "eher ja". Gut ein Fünftel der Befragten hält dagegen: 22 Prozent glauben weniger an einen neuen Lockdown - 5 Prozent antworteten mit "nein", 17 Prozent mit "eher nein". Befragt wurden am Montag rund 1900 Menschen ab 18 Jahren.

Zeitgleich rief der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz alle Menschen in Deutschland auf, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. "Impfen ist in dieser Pandemie eine Verpflichtung aus Gerechtigkeit, Solidarität und Nächstenliebe. Aus ethischer Sicht ist es eine moralische Pflicht", hieß es in einer von der katholischen Bischofskonferenz in Bonn am Montag.

Der Ständige Rat verwies auf den Appell von Papst Franziskus, der am Weltgesundheitstag betont hatte: "Wir alle sind aufgerufen, die Pandemie zu bekämpfen. In diesem Kampf stellen die Impfstoffe ein wesentliches Instrument dar."