Diagonale 2022 mit Ehrung von Branko Samarovski eröffnet

Branko Samarovski trägt den "Großen Diagonale-Schauspielpreis 22"
Mit Kurdwin Ayubs "Sonne" ist Dienstagabend die 25. Diagonale in der Helmut List-Halle in Graz eröffnet worden. Branko Samarovski erhielt den Großen Diagonale-Schauspielpreis und zeigte sich gerührt. Beim Preis handelt es sich um das Kunstwerk "Preisträger" - gestaltet und gestiftet von Constantin Luser. Das Objekt ist auf dem Kopf zu tragen. Eine Art Maske kann dabei wie ein Visier heruntergeklappt werden, was Samarovski sichtlich entzückt dem Publikum demonstrierte.

Die Laudatio für Samarovski hielt August Schmölzer, der auch Teil der Jury war. Seit Jahrzehnten sei der 1939 geborene Schauspieler am Theater und im Film und arbeite stets unaufdringlich an seinen Rollen. Er lege dabei große "Lust am Probieren" an den Tag, stehle gerne einmal den anderen eine Pointe, nehme sich dann aber auch wieder zurück. "Er ist eine furchtbare Rampensau", so Schmölzer weiter. Jemand habe über Samarovski einmal geschrieben, er sei ein "Meister der kleinen Rollen". Das sieht Schmölzer nicht so: "Es gibt keine kleinen Rollen, nur schlechte, gute und sehr gute Schauspieler. Samarovski ist einer der sehr guten."

Der Geehrte strahlte auf der Bühne, sprach aber eingangs seiner Dankesrede den Krieg in der Ukraine an. Dieser erinnere ihn selbst an seine Flucht als Kind aus Jugoslawien. Er sei in einem Keller aufgewachsen und war dann plötzlich Kammerschauspieler. Er beschrieb, dass er sich bis heute schwer damit tue, das anzunehmen, was er als Flüchtlingskind geschafft habe. Dieses Vakuum zwischen dem, was er spielt und wie ihn das Publikum dafür lobt, sei groß und er denke sich oft, es könne nicht sein. Er habe sich eigentlich lange als Schauspieler aus der dritten Reihe gefühlt, der aufzeigt und schreit: "Ich bin auch noch da."

Umso mehr freue ihn die Auszeichnung, auf die ihn bereits viele angesprochen hätten. Sie verkleinere das Vakuum wieder um ein Stück. Als ihn das Publikum mit viel Applaus von der Bühne verabschiedete, hielt sich Samarovski beinahe verschämt die Hand vor Augen und Gesicht.

Geboren im damaligen Königreich Jugoslawien in Zemun, wuchs Samarovski bis zu seinem fünften Lebensjahr im heutigen Serbien auf, bevor er im Zweiten Weltkrieg nach Österreich flüchtete. In Salzburg begann er eine Schlosserlehre, spielte zu dieser Zeit aber bereits auch Theater. Nach privatem Schauspielunterricht wechselte er schließlich ans Mozarteum. Samarovskis Engagements führten ihn über Graz und Darmstadt nach Bochum, wo er 1979 ins Ensemble von Claus Peymann eintrat. Nach einem Ausflug an die Schaubühne Berlin kam er schließlich Anfang der 1990er-Jahre ans Burgtheater.

Zu seinen Bühnenrollen gehört unter anderem Torquato Tasso in der Regie Peymanns, Enobarbus in "Antonius und Cleopatra" (Regie Peter Stein) oder in den vergangenen Jahren Ulpian in Christian Stückls Uraufführungsinszenierung von Wolfgang Bauers "Der Rüssel" (2018) sowie Rollen in Aischylos' "Die Perser" oder Miroslava Svolikovas "die hockenden". Insgesamt war er am Burgtheater in über 50 Rollen zu erleben.

Nebenbei war Samarovski auch immer wieder in Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, darunter in mehreren Ausgaben des "Tatort", Philipp Stölzls "Nordwand" oder Michael Hanekes "Das weiße Band". Beim Österreichischen Filmpreis wurde er 2017 für seine Rolle in "Nebel im August" als Bester Nebendarsteller ausgezeichnet.

(S E R V I C E - - Diagonale 2022. Bis 10. April. http://www.diagonale.at )

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