APA - Austria Presse Agentur

Die neue Riege im Europaparlament - mit oder ohne Strache

Gibt es nicht noch eine große Vorzugsstimmen-Überraschung, sind 13 der 18 bei dieser Wahl gekürten österreichischen Abgeordneten neu im Europaparlament. Ganz fest steht die neue Riege allerdings noch nicht: Denn der über "Ibizagate" gestolperte Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) hat noch nicht mitgeteilt, ob er das ihm über die Vorzugsstimmen überraschend zugefallene Mandat annehmen wird.

Strache hatte auf seinem Facebook-Auftritt zwar zwischenzeitlich gepostet, das Mandat anzunehmen. Wenige Minuten später war die Nachricht aber schon wieder gelöscht. In seiner Partei wurde dem Vernehmen nach weiter versucht, den eigentlich von allen Funktionen zurückgetretenen Ex-Parteichef zum Verzicht zu überreden. Ein Parteiausschluss stand Dienstagvormittag aber außer Frage, habe dieser doch trotz "Ibizagate" zu viele Anhänger unter den FPÖ-Wählern.

Nimmt Strache sein Mandat tatsächlich an, hätte das zwei Auswirkungen: Die ohne ihn hohe Frauenquote der Österreicher-Riege von 50 Prozent würde auf 44 Prozent sinken. Denn Straches Einzug ginge zulasten der FPÖ-Abgeordneten Petra Steger - und die FPÖ hätte dann eine Frauenquote von Null. Und da Steger auch deutlich jünger ist als Strache - der demnächst den 50er feiert - stiege das Durchschnittsalter um ein Jahr auf etwas über 48.

Der älteste wäre der Ex-FPÖ-Chef - der sich noch in Amt und Würden eigentlich nur aus Solidarität auf Platz 42 der Liste eintragen ließ - allerdings nicht. Das ist jetzt sowohl an Jahren (mit 61) als auch an Erfahrung (er ist seit 1999 EU-Parlamentarier) der bisherige ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas. Ob er Delegationsleiter bleibt, ist nach dem sich abzeichnenden Vorzugsstimmenergebnis offen - denn da hat laut bisher vorliegenden Zahlen Listenzweite Karoline Edtstadler die Nase vorne.

Der künftig jüngste österreichische Europaparlamentarier kommt über das Vorzugsstimmenmodell der ÖVP nach Straßburg: Der niederösterreichische Bauernbündler Alexander Bernhuber (eigentlich Elfter auf der Liste) ist erst 27 Jahre alt. Ebenfalls ihren vielen Vorzugsstimmen verdankt die Tiroler Wirtschaftsfbündlerin Barbara Thaler, dass sie vom 8. Listenplatz den Sprung nach Straßburg schafft - obwohl die ÖVP nur sieben Mandate hat. Dass sich Bernhuber und Thaler durchsetzten, brachte den Ex-ORF-Star Wolfram Pirchner und den Burgenländer Christian Sagartz (auf Platz 6 und 7) um die Mandate.

Mit vier Frauen hat die ÖVP künftig die höchste Frauenquote - nämlich 57 Prozent. Die SPÖ bringt es nur auf 40 - verpasste Julia Herr auf Platz 6 doch den Einzug. Die FPÖ käme mit Steger auf 33 Prozent, mit Strache auf null. Die Grünen besetzen ihre zwei Mandate zur Hälfte weiblich - und das eine NEOS-Mandat gehört Spitzenkandidatin Claudia Gamon.