APA - Austria Presse Agentur

Duda fährt nicht zum Holocaust-Gedenken in Yad Vashem

Polens Präsident Andrzej Duda wird nicht an der Holocaust-Gedenkfeier in Yad Vashem am 23. Jänner, zu der auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen eingeladen ist, teilnehmen. Trotz mehrerer diplomatischer Interventionen habe er keine positive Reaktion der Organisatoren auf seine Forderung, eine Rede halten zu können, bekommen, sagte Duda am Dienstag.

"Ich finde, es sollte selbstverständlich und mit Blick auf die historische Wahrheit auch notwendig sein, dass der Präsident Polens hier eine Stimme bekommt", erklärte Duda zuvor. Er sehe "keinen Grund, warum die Präsidenten Russlands, Deutschlands und Frankreichs sowie Vertreter Großbritanniens und der USA an so einem Ort und aus so einem Anlass auftreten dürfen, aber nicht der Präsident Polens."

Yad Vashem hatte mitgeteilt, dass Vertreter der vier Alliierten des Zweiten Weltkriegs sowie Deutschlands und Israels sprechen würden. Auf eine Anfrage, warum nicht auch der Vertreter Polens sprechen werde, reagierte die Gedenkstätte zunächst nicht.

Duda verwies darauf, dass Polen das Land sei, aus dem die meisten Opfer des Holocaustes stammten - drei Millionen Juden. Die Verhinderung eines Auftritts des polnischen Präsidenten, der über diese Opfer spreche, sei ein Schlag gegen die Interessen Polens und gegen die Menschen, die ihr Leben gelassen hätten, um Juden zu retten. "Es ist vor allem eine Verfälschung der historischen Wahrheit."

Die Gedenkfeier in Israel ist auch dem 75. Jahrestag der Befreiung des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen gewidmet. Wenige Tage später, am 27. Jänner, findet auf dem Gelände in Auschwitz-Birkenau eine weitere Gedenkveranstaltung statt. Zu dieser Feier hat Polens nationalkonservative PiS-Regierung Russlands Präsidenten Wladimir Putin nicht eingeladen. Van der Bellen nimmt an beiden Veranstaltungen teil.

Zwischen Warschau und Moskau ist in den vergangenen Wochen ein Streit über die Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs entbrannt. Putin hatte Regierungsvertretern von Vorkriegspolen Antisemitismus und eine anbiedernde Haltung gegenüber Nazi-Deutschland vorgeworfen.

Putin lüge über historische Fakten, sagte Duda. Er versuche, Polen die Schuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zu geben und suggeriere, dass es für den Holocaust verantwortlich sei. "Dies ist nichts anderes als post-stalinistischer Revisionismus", so Duda.