Ehemaliger deutscher Wirtschaftsweiser soll IHS-Chef werden
Der wirtschaftsliberale Lars Feld, zuletzt etwa Chef der deutschen Wirtschaftsweisen, wurde zum Nachfolger von Kocher designiert, teilte das IHS am Mittwoch mit. Der Präsident des IHS-Kuratoriums, Franz Fischler, beginnt nun die Vertragsverhandlungen mit Feld. Diese könnten rund einen Monat lang dauern.
"Das Kuratorium des IHS hat auf Basis der Vorschläge der Auswahlkommission entschieden, mit dem prominenten Ökonomen Lars Feld Verhandlungen über die wissenschaftliche Leitung des Instituts für Höhere Studien zu beginnen", teilte das IHS mit. "Ziel ist, die Verhandlungen rasch zu finalisieren, um im Herbst Lars Feld am Institut begrüßen zu können", erklärt IHS-Präsident Franz Fischer. Er leitet das Institut derzeit gemeinsam mit IHS-Generalsekretärin Eva Liebmann-Pesendorfer.
Die Kandidatenhearings hatten Ende Mai stattgefunden. Aus dem damaligen Fünfer-Pool wurden drei Personen in die engere Wahl genommen und von der Bestellungskommission ans IHS-Kuratorium übermittelt. Neben Feld fanden sich auch Guntram Wolff, Leiter des Brüsseler Breugel Instituts, sowie Frank Kalter, Soziologe ist an der Universität in Mannheim auf der Shortlist, ging aus einem Ö1-Radiobericht am Mittwoch hervor. Das IHS machte keine Namen öffentlich. Der international renommierte Wirtschaftswissenschafter und Vorarlberger Ernst Fehr soll als Wunschkandidat in Wirtschaftskreisen gegolten haben, bewarb sich aber nicht. Selbiges gilt für die Eco-Austria-Chefin Monika Köppl-Turyna.
Feld wird im August 55 Jahre alt. Er wurde in Saarbrücken im deutschen Bundesland Saarland geboren. Er ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Uni Freiburg (Baden-Württemberg) und war von 2011 bis heuer Mitglied des "Rates der Wirtschaftsweisen" (Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung) in Deutschland, dem er von März 2020 bis Februar 2021 vorstand. Das Gremium berät die deutsche Bundesregierung in Wirtschaftsfragen.
Der Deutsche gilt als Vertreter des Ordoliberalismus. Das ist eine marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung, in der der Staat für einen Wettbewerbsrahmen gleichzeitig aber auch die Freiheit auf dem Markt sorgt. Feld wird zudem als Gegner starker staatlicher Verschuldung und expansiver Fiskalpolitik gesehen und ist Verfechter von staatlichen Schuldenbremsen: "Die Konsolidierung kann auch vor den Sozialausgaben nicht haltmachen."
Feld steht dem Wirtschaftsrat der CDU vor. Das ist ein Berufsverband, der die Interessen seiner Mitglieder aus der Wirtschaft vertritt, aber keine CDU-Sonderorganisation. Der Rat führt den Zusatz CDU unter Duldung der deutschen Kanzlerpartei Christlich Demokratische Union.
"Mit Lars Feld wird künftig einer der renommiertesten Wirtschaftswissenschafter Europas an der Spitze des IHS stehen", reagierte Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) und sah eine Bestätigung des guten internationalen Rufs der heimischen Wirtschaftsforschungsinstitute IHS und Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). "Schon bisher war das IHS ein wichtiger Impuls- und Ratgeber für das Finanzministerium und ich persönlich freue mich auf den künftigen Austausch." In seinen bisherigen Funktionen sei Feld für stabile und nachhaltige Fiskalpolitik sowie für eine soziale Marktwirtschaft eingetreten.
Nachdem auch der neue IHS-Chef offiziell geworden ist werden die wichtigsten heimischen Wirtschaftsprognosen von IHS und Wifo von neuen Ökonomen präsentiert. Denn per Oktober tritt Gabriel Felbermayr im Wifo die Nachfolge von Christoph Badelt an. Beide Wirtschaftsforscher fanden sich immer wieder in den Top-10-Ökonomenrankings von renommierten Zeitungen.
Das IHS kündigte am Mittwoch weiters vier interdisziplinäre Forschungsinitiativen für die kommenden vier Jahre an (Mikro-Makro-Verknüpfung; Analyse von Bildungs- und Erwerbsverläufen; Gesundheit und Wirtschaft; Entscheidungen in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften). "Wissenschaft muss in der Lage sein, Lösungen für gesellschaftliche Fragen der Zukunft vorzubereiten. Mit den Forschungsinitiativen bündelt das IHS die Expertise in den Forschungsgruppen, verstärkt die interdisziplinäre Zusammenarbeit am Institut und schafft Kapazitäten, relevante Fragestellungen im öffentlichen Interesse beantworten zu können", so Generalsekretärin Liebmann-Pesendorfer. Die interdisziplinäre Forschung wir mit einem Budget von einer Million Euro gestärkt - jährlich je 240.000 Euro für die neuen Initiativen.
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