APA - Austria Presse Agentur

Ein Viertel beginnt laut Sozialerhebung Studium verzögert

Immer mehr Studenten an den österreichischen Hochschulen beginnen ihr Studium verzögert. Mittlerweile haben 23 Prozent der Bildungsinländer unter den Studierenden erst mehr als zwei Jahre nach dem Abschluss des regulären Schulsystems zu studieren angefangen bzw. erst im zweiten Bildungsweg ihre Studienberechtigung erworben. Das zeigt die neue Studierenden-Sozialerhebung 2019.

Damit liegt der Anteil der "Spät-Beginner" in Österreich im europäischen Spitzenfeld. Auf höhere Werte kommen nur die skandinavischen Länder. Typische Beispiele sind etwa ein HTL-Absolvent, der zunächst in seinem Beruf arbeitet und erst fünf Jahre nach der Matura zu studieren beginnt oder eine Schulabbrecherin, die erst über eine Studienberechtigungsprüfung oder Abendmatura an die Hochschule kommt.

Diese Studenten weisen zum Teil deutlich andere Charakteristika auf als jene, die unmittelbar nach dem Schulabschluss mit ihrem Studium begonnen haben. Grund für die verzögerte Aufnahme ist großteils eine Erwerbstätigkeit. Dementsprechend sind sie auch häufiger berufstätig als Studenten mit direktem Übertritt vom Schulsystem, vor allem sind sie dies aber in einem deutlich höheren Umfang (26,3 Stunden pro Woche gegenüber 18,9). 25 Prozent von ihnen arbeiten Vollzeit, während dies bei nur neun Prozent der direkt Übergetretenen der Fall ist.

Überraschend: Sie investieren trotzdem im Schnitt annähernd gleich viel Zeit ins Studium und haben dadurch einen höheren Gesamtaufwand von Studium und Erwerbstätigkeit pro Woche (47 Stunden gegenüber 42,3 Stunden). Nach Hochschultypen sind sie mit einem Anteil von 51 Prozent naturgemäß an berufsbildenden Fachhochschul-Studiengängen verhältnismäßig am häufigsten zu finden, seltener studieren sie demgegenüber an öffentlichen Universitäten (20 Prozent). Nach Geschlechtern finden sich im Gegensatz zur Gesamtzahl der Studierenden mehr Studenten (Anteil: 27 Prozent) unter den "Spätstartern" als Studentinnen (Anteil: 19 Prozent).

Gleichzeitig sorgen die "Spätbeginner" dafür, dass das Hochschulsystem etwas weniger selektiv ist, heißt es in der Erhebung. Sie haben rund doppelt so häufig Eltern ohne Matura (59 Prozent) wie jene mit direktem Studienbeginn (32 Prozent).