APA - Austria Presse Agentur

Eindrucksvolle "Don Juan"-Premiere in St. Pölten

Ein beeindruckender Abend im Festspielhaus St. Pölten als Premiere im deutschsprachigen Raum: Am Samstagabend gastierte das italienische Aterballetto mit der erst am 9. Oktober in Ferrara uraufgeführten Produktion "Don Juan" des schwedischen Choreografen Johan Inger. Ein großer Mythos als zeitgemäße Parabel, eindrucksvoll, intensiv und sinnlich umgesetzt von der hervorragenden 16-köpfigen Compagnie.

Die Gestalt des polyamourösen Narziss interpretiert Inger einerseits dem bekannten Verlauf der Vorlage folgend, andererseits mit einigen ungewöhnlichen Perspektiven. So wird aus der Gestalt des Dieners Leporello ein Alter Ego des Protagonisten, und statt des gemordeten Commendatore, dem am Ende Rechenschaft abzulegen wäre, wird die Mutter zur moralischen Letztinstanz. Don Juan fährt auch nicht zur Hölle, sondern stirbt inmitten von Schneeflocken, von Juckreiz geplagt: ganz offenbar eine Suchtmetapher.

Die streicherlastige Musik von Marc Alvarez verleiht der Geschichte viel Spannung - eine Spannung, die auch auf der dunkel gehaltenen, von mobilen Quaderblöcken dominierten Bühne erlebbar ist, sei es in leidenschaftlichen Pas de deux oder energiegeladenen Gruppenszenen. Die Karnevalspassage mit all den Maskeraden erinnert fatal an heutige MNS-Pflicht, zumal ja auch das Publikum Masken trägt.

Apropos Publikum: Mit 250 Besuchern war der auf 1.000 Personen angelegte Zuschauerraum erschreckend schütter besetzt, was durchaus nicht auf Desinteresse, sondern auf die besonderen Verordnungen in Niederösterreich zurückzuführen ist. Denn unabhängig von den in der aktuellen Covid-19-Maßnahmenverordnung enthaltenen, bundesweiten Bestimmungen bzw. Einschränkungen für Veranstaltungen, wonach indoor bis zu 1.000 Personen zugelassen wären, gelten in Niederösterreich seit 5. Oktober in Bezirken und Statutarstädten mit erhöhtem Risiko eigene Regelungen.

Intendantin Brigitte Fürle zeigte sich entsprechend besorgt und sieht für das Festspielhaus, aber auch für ähnlich dimensionierte Veranstaltungsräume wie das Auditorium Grafenegg oder das Stadttheater Baden eine schwerwiegende Benachteiligung gegenüber vergleichbaren Häusern in Wien, etwa den Bundestheatern - und das trotz eines umfangreichen Hygiene- und Sicherheitskonzepts. Wirtschaftlich gesehen sei dieser Zustand auf Dauer untragbar, sagte Fürle zur APA.