APA/ROLAND SCHLAGER

Eine chinesische Stadt stellt BürgerInnen öffentlich bloß, weil sie im Pyjama auf die Straße gehen

Bilder von Überwachungskameras der chinesischen Stadt Suzhou zeigen Personen, die Pyjamas in der Öffentlichkeit tragen.

Die Stadt Suzhou verbreitete online verdeckt aufgenommene Bilder von sieben Menschen, die in Pyjamas gekleidet auf der Straße unterwegs waren. Wie "BBC" berichtet, wurden Namen, Identitätskarten und persönliche Informationen der Personen ebenso bekannt gegeben. Die BeamtInnen argumentierten nach internationaler Kritik, dass die Stadt Suzhou an einem nationalen Wettbewerb für "zivilisierte Städte" teilnähme, weshalb es den BürgerInnen untersagt sei, Pyjamas im öffentlichen Raum zu tragen.

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"Unzivilisiertes Verhalten" wurde den sieben Personen seitens der Behörden vorgeworfen. Die Bilder, die auf der Straße aufgenommen wurden, stammen von CCTV-Kameras, von denen es in China schätzungsweise 170 Millionen geben soll. Nachdem die Aktion in den sozialen Medien heftig kritisiert wurde, löschten die Behörden die Bilder und entschuldigten sich. Künftig sollen die Bilder von Personen verpilxet werden, da die "Privatsphäre" der Bevölkerung geschützt werden soll.

China gab im vergangenen Jahr bekannt, dass WissenschaftlerInnen eine Kamera mit einer Auflösung von 500 Megapixel entwickelt haben, die Personen auf größere Entfernung in großen Menschenmengen identifizieren kann. Die Kamera sei mit künstlicher Intelligenz verbunden und verfüge über Gesichtserkennungs- und Überwachungstechnik. Innerhalb von kürzester Zeit kann sie große Datenmengen auswerten, um so Gesichter zu erkennen. Entwickelt wurde sie an der Fudan-Universität in Shanghai und dem Changchun-Institut für Optik, Feinmechanik und Physik in Jilin.

Dass sich das Land zu einem Überwachungsstaat entwickelt hat, zeigen auch die Pläne zur Einführung eines Social Credit Systems, welches mithilfe von Algorithmen das Verhalten von Menschen und Unternehmen bewerten soll. Man erhält Pluspunkte für Verhaltensweisen, die den Vorstellungen der Regierung entsprechen – Punktabzüge soll es für Gegenteiliges geben. Fallen die Punkte unter einem bestimmten Wert, können die Betroffenen beispielsweise keine Kredite bekommen oder dürfen keine Reisen antreten.