Elevate Festival eröffnet: Absage an "Händler des Zweifels"

Suzanne Ciani zählt zu den Stargästen am Elevate Festival
In zwei Jahrzehnten hat sich das Grazer Elevate Festival zu einem Fixpunkt der innovativen Kunst- und Diskursszene entwickelt. Am Mittwoch eröffnete die 21. Ausgabe des Festivals unter dem Generalthema "Trust Issues", das der Frage nach dem Vertrauen und dem Verlust dessen in Politik und Gesellschaft nachgeht. Die lokale Politik war durch Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) vertreten, die Spitzen der Kulturpolitik von Stadt und Land nutzten ihre Einladung nicht.

Moderiert wurde der Abend von der in Berlin lebenden US-amerikanischen Multi-Performance-Künstlerin Lori Baldwin, die den Begriff des Vertrauens gemeinsam mit dem Publikum erörterte - in einem didaktischen Stil, der an frühe Auftritte von Laurie Anderson erinnerte. Sie richtete einen Appell an das Festhalten am vertrauensvollen Miteinander angesichts der weit verbreiteten Furcht vor dem Unbekannten und Fremden, das sich heute überall in Politik und Gesellschaft breit macht.

Kahr einzige Politik-Vertreterin

Als einzige Politikerin der Einladung der Festival-Macher gefolgt war Bürgermeisterin Kahr, die ihren persönlichen, Vertrauen schaffenden Umgangsstil mit den Bürgerinnen der Stadt einmal mehr erläutern durfte und dafür auch mit warmem Applaus bedacht wurde. Nicht anwesend waren der steirische Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl und Kulturstadtrat Günter Riegler (beide ÖVP).

So blieb dann auch der von Festival-Gründer Bernhard Steirer in den Raum gestellte Vorwurf, wonach sich der Umgangston zwischen Politik und Festival sowie mit den Kulturschaffenden zuletzt durch "disruptive Ereignisse" stark getrübt habe, unerwidert. Steirer spielte unter anderem auf die jüngst bekannt gewordenen Förderungskürzungen sowie die handstreichartige Neubesetzung des Kulturkuratoriums durch die neue FPÖ-ÖVP-Landesregierung an. Er hoffe jedoch "auf eine Rückkehr zum respektvollen Miteinander" in der Grazer Kulturlandschaft.

"Mächtige Player"

Diskursprogramm-Kuratorin Irina Nalis schleuderte eine generelle Attacke gegen "mächtige Player", die sich aus dem allgemeinen Vertrauensgrundsatz in der Gesellschaft herausnähmen. Diese seien "Händler des Zweifels", die durch ihr Verhalten Angst und Verunsicherung auslösten. Nalis skizzierte das Diskursprogramm der kommenden Tage, das sich mit Vertrauen in die Wissenschaft im Bereich Klimawandel, in die Politik und die allgegenwärtigen Vertrauensprobleme auf geopolitischer Ebene auseinandersetzen wird.

Nach Tipps zum Besuch verschiedener Festival-Highlights interviewte Moderatorin Baldwin ihre Landsfrau Suzanne Ciani, die als einer der Stargäste der diesjährigen Festivalausgabe gilt. Die 78-jährige Quadrophonie- und Synthesizer-Pionierin ist sowohl im Diskurs-Programm bei einem Artist-Talk als auch mit einem exklusiven Konzert im Dom im Berg im Festivalprogramm präsent. Außerdem hat Ciani die aktuelle "Elevator Music" im Grazer Schloßberglift komponiert.

Interdisziplinäre Performance als Uraufführung

Als Höhepunkt und Ausklang der Eröffnung zauberte das Kollektiv Navaridas & Deutinger eine interdisziplinäre, "kinetische" Performance aus Tanz, Klang, Musik und installativer Performance auf die Bühne. Zwei Tänzerinnen und ein Tänzer verausgabten sich auf einem mikrofonierten Catwalk mit Sprungseilen. Unterstützt wurden sie von einem elektronisch-akustischen Musikduo inklusive Harfe. Die Performance "Bounce" war eine Uraufführung im Rahmen der Festival-Eröffnung.

(S E R V I C E - https://elevate.at/de/ )

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