APA - Austria Presse Agentur

EM: England besiegte Dänemark in einem dramatischen Halbfinale

England fehlt nur noch ein Heimsieg auf den erstmaligen Gewinn des Fußball-EM-Titels.

Die Three Lions besiegten Dänemark in einem dramatischen Halbfinale mit 2:1 nach Verlängerung (1:1, 1:1) und beendeten damit die hochemotionale Reise des Überraschungs-Europameisters von 1992. Harry Kane erzielte am Mittwochabend mit einem Elfmeter-Nachschuss in der 104. Minute den entscheidenden Treffer für die Engländer.

Im Mutterland des Fußballs wird damit 55 Jahre nach dem WM-Titel 1966 weiter vom Titel geträumt. Im Finale am Sonntag (21.00 Uhr) wartet mit Italien der Europameister von 1968. Mikkel Damsgaard schockte die 65.000 Zuschauer im Londoner Wembley-Stadion mit einem herrlichen Freistoßtreffer nur zwischenzeitlich (30.), nach einem Eigentor von Simon Kjaer (39.) war England überlegen.

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Anders als vor drei Jahren bei der WM (1:2 n.V. gegen Kroatien) machte das Team von Gareth Southgate auch den letzten Schritt ins Endspiel - und entging dem ungeliebten Elfmeterschießen, das zuletzt dreimal in Folge im EM-Aus geendet hatte.

Englands Manager setzte mit einer Ausnahme auf jene Elf, die schon die Erfolge im Achtel- und Viertelfinale gegen Deutschland und die Ukraine eingefahren hatte. Der wieder fitte Arsenal-Flügel Bukayo Saka verdrängte Jadon Sancho auf die Bank. Auch Dänemarks Teamchef Kasper Hjulmand wagte keine personellen Experimente, brachte wie im Viertelfinale gegen Tschechien (2:1) EM-Shootingstar Damsgaard und Kasper Dolberg. Der robustere Yussuf Poulsen kam erneut als Joker.

Die erste halbe Stunde war mehrheitlich eine zähe Angelegenheit. Geduldig schoben sich die Briten den Ball hin und her, Dänemark ließ sich nicht herauslocken und suchte Konterchancen. Zwar strahlte Sterling, wohl Englands Bester im Turnier-Verlauf, gleich Gefahr aus. Doch er kam zunächst am langen Pfosten nach Kane-Hereingabe einen Schritt zu kurz (5.) und traf wenig später in zentraler Position den Ball nicht richtig (13.).

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Damsgaards Versuch Richtung Kreuzeck war nachträglich ein Warnschuss (25.). Kurz darauf versenkte der 21-Jährige von Sampdoria Genua einen Freistoß aus knapp 23 Metern wuchtig unter die Latte (30.). Der erste direkt verwandelte Freistoß bei dieser Endrunde schien nicht gänzlich unhaltbar, erstmals waren auch die 8.000 dänischen Stadionfans zu hören.

Jordan Pickfords historische Torsperre war nach 721 Minuten (etwa acht Spiele) gebrochen. Der Everton-Keeper hatte erst vier Minuten zuvor Gordon Banks übertrumpft. Der 2019 gestorbene Weltmeister von 1966 war von Mai bis Ende Juli des Titeljahres 720 Minuten ohne Gegentreffer geblieben.

Erstmals liefen die Engländer einem Rückstand hinterher. Die Reaktion fiel bestimmt aus. Sterling ließ alleine vor dem dänischen Keeper Kasper Schmeichel die Riesenchance aus, forcierte in einer spiegelbildlichen Aktion aber in der darauffolgenden Szene den Ausgleich. Kjaer schob den Stanglpass von Saka im Rutschen vor dem einschussbereiten Sterling über die Linie (39.). Nach dem elften Eigentor im 50. Spiel dieser EM ging es ausgeglichen in die Halbzeitpause.

Die Dänen starteten dann deutlich offensiver in die zweite Hälfte. England rang um Organisation - und antwortete mit einem platzierten Kopfball von Harry Maguire, den Schmeichel um die Stange lenkte (55.). Wild ging es in dieser Phase hin und her, Hjulmand tätigte einen Dreifachwechsel samt Austausch des Torschützen. Der englische Druck nahm dennoch - stetig - zu. Kane kam im Strafraum gegen Norgaard zu Fall - zu wenig für einen Elfmeter auch nach VAR-Studium (75.). England rannte im Finish an, fand einige Halbchancen vor, doch Dänemark verteidigte sich mit etwas Glück und Geschick in die Verlängerung.

Dort stand Schmeichel im englischen Powerplay unter Dauerbeschuss, ehe der niederländische Schiedsrichter Danny Makkelie nach einer Attacke gegen Sterling einen harten Elfmeter verhängte. Schmeichel erahnte das vom Tottenham-Star anvisierte rechte Eck, doch Kane traf im Nachschuss (105.). Ab sofort schallte es "It's coming home" in Dauerschleife von den Rängen. 15 Minuten blieb Dänemark, um doch noch zum Partycrasher zu werden. Pickford musste bei einem Schuss von Martin Braithwaite zugreifen (15.), doch wirkliche Topchancen ließ die englische Abwehr, die weiter kein Tor aus dem Spiel heraus kassiert hat, nicht mehr zu.