Erdgas LNG in der Schifffahrt umstritten

Mobiler LNG-Tank in Rostock
Bisher galt verflüssigtes Erdgas LNG in der Schifffahrt als die beste Antriebsenergie für die nächsten Jahre und darüber hinaus. Doch nun wachsen die Zweifel. "Das Flüssigerdgas entpuppt sich als schädlicher Irrweg", meint die Umweltorganisation Nabu. Sie beruft sich auf einen Bericht des renommierten Internationalen Rats für sauberen Transport (ICCT), der zu alarmierenden Ergebnissen kommt.

Laut diesen Ergebnissen führt ein LNG-Antrieb zu 70 bis 80 Prozent höheren Treibhausgasemissionen im Vergleich zu herkömmlichem Schiffsdiesel. Grund ist das aggressive Klimagas Methan, das beim LNG-Betrieb austritt. Über einen Zeitraum von 20 Jahren seien die LNG-Schiffe deshalb klimaschädlicher als herkömmliche Frachter. "LNG ist gut für die Luftqualität, aber nicht für das Klima", sagt Sönke Diesener vom Nabu.

Die Maritime LNG Plattform, eine Lobby-Organisation, hält dagegen. Die ICCT-Studie widerspiegele weder den aktuellen Stand der Motorenentwicklung und die damit verbundene Reduzierung des Methanschlupfs noch die Realitäten des LNG-Marktes. "Die maritime Energiewende muss kommen", sagt Geschäftsführerin Tessa Rodewaldt. "Den Einstieg kriegen wir aber nur mit der LNG-Technologie hin." Zunehmend werde auch synthetisch hergestelltes, klimaneutrales LNG zum Einsatz kommen. Auf deutschen Schiffen soll es schon heuer getestet werden.

Tatsache ist: Mit irgendeinem Treibstoff müssen die Schiffe fahren. Und wenn es nicht Diesel sein soll und nicht LNG, was dann? Der Nabu verweist auf höhere Effizienz, Windunterstützung, Batterien, Brennstoffzellen und synthetische Kraftstoffe.

Kreuzfahrtschiffe, Fähren, Tanker und selbst riesige Containerschiffe sind künftig mit dem Gastreibstoff LNG unterwegs. Mehr als 350 Schiffe fahren mit LNG oder werden demnächst gebaut - bei einer Weltflotte von rund 60.000 größeren Schiffen.

Das sind noch wenige LNG-Schiffe und es fehlt auch noch an einer flächendeckenden Infrastruktur für die Versorgung mit dem tiefgekühlten Gas. LNG wird wohl trotz der Kritik der Umweltschützer in den nächsten Jahren in der Schifffahrt eine größere Rolle spielen, weil es gegenwärtig die einzige marktfähige Alternative zu Schiffsdiesel ist. Die Infrastruktur in Europa wird gerade aufgebaut, auch auf Druck der USA, die gern LNG nach Europa verkaufen wollen. Gegenwärtig arbeiten bereits 36 LNG-Terminals im europäischen Ausland, die allerdings erst zu 40 Prozent ausgelastet sind, meldet der Verband BDEW.

In Deutschland planen private Investoren mit Rückendeckung aus Berlin LNG-Terminals in Brunsbüttel, Stade, Wilhelmshaven und in kleinerem Maßstab in Rostock. Die Investitionsentscheidungen sind überfällig, aber noch nicht getroffen. Gegen die Projekte hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bereits Widerstand angekündigt, weil sie wegen der von ihnen ausgehenden Gefahren gar nicht genehmigungsfähig seien. Bis der erste LNG-Tanker an einem deutschen Kai anlegt, dürften deshalb noch einige Jahre vergehen.

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