APA - Austria Presse Agentur

Erneut gewaltsame Proteste in Haiti

Gewaltsame Proteste haben erneut den Karibik-Staat Haiti und seine Hauptstadt Port-au-Prince erschüttert. Auch am Freitag gingen wieder tausende Menschen aus Wut gegen Präsident Jovenel Moise auf die Straße. Demonstranten warfen mit Steinen und plünderten Geschäfte; die Polizei versuchte, sie mit Tränengas auseinanderzutreiben.

In der Früh hatten Demonstranten in Port-au-Prince die Hauptverkehrsachsen der Stadt lahmgelegt. Mit Laternenpfählen, brennenden Reifen, Baumstämmen und Müllhaufen errichteten sie Barrikaden. Die Polizei antwortete mit Tränengas. Auch Schüsse waren zu hören.

Die Demonstranten übernahmen außerdem die Kontrolle über eine Polizeistation in einem bitterarmen Stadtteil von Port-au-Prince und entwendeten Blechdächer, Möbel und Polizeischutzausrüstung. "Jetzt nehmen wir alles, was wir brauchen, um unsere Häuser abzudichten, weil wir es satthaben, bei Regenwetter nass zu werden", sagte ein Demonstrant.

Der Protest richtet sich vor allem gegen den seit Februar 2017 amtierenden Staatschef Moise. Seiner Regierung werden zahlreiche Korruptionsaffären angelastet, während ein Großteil der Bevölkerung Haitis kaum genug zum Überleben hat. Die Demonstranten hatten am Mittwoch einen von Moise vorgeschlagenen "Waffenstillstand" abgelehnt.

Seit mehr als vier Wochen ist das Benzin in Haiti knapp, der Treibstoffmangel bringt das Wirtschaftsleben in der Hauptstadtregion und den anderen Städten des armen Karibikstaates zum Erliegen. Drei Fünftel der haitianischen Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze von zwei US-Dollar (1,83 Euro) am Tag.