APA - Austria Presse Agentur

Erste Affenpocken-Infektion in Australien gemeldet

Auch in Australien ist ein erster Fall von Affenpocken nachgewiesen worden.

Die Infektion wurde bei einem etwa 30 Jahre alten Mann bestätigt, der kürzlich aus Großbritannien zurückgekehrt war, teilte die Gesundheitsbehörde des Bundesstaates Victoria am Freitag in Melbourne mit. In Österreich gibt es indes weiterhin keinen bekannten Fall der bereits auch in mehreren europäischen Ländern nachgewiesenen Viruserkrankung, hießt es gegenüber der APA aus dem Gesundheitsministerium.

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Der Mann in Australien habe bereits vor seiner Rückreise aus Großbritannien milde Symptome entwickelt und direkt nach seiner Ankunft am 16. Mai den Arzt aufgesucht. Er befinde sich in einem Krankenhaus in Isolation, seine Kontakte würden nun ermittelt. Aus dem benachbarten Bundesstaat New South Wales wurde ein Verdachtsfall gemeldet. Es handle sich um einen etwa 40-jährigen Mann, der vor kurzem aus Europa nach Sydney zurückgekehrt sei.

Infektionen mit dem Virus werden mittlerweile aus immer mehr Ländern gemeldet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief zu einer Nachverfolgung aller Kontakte der Betroffenen auf. Die Erkrankung verursacht nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) meist nur milde Symptome, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Ansteckend seien nur symptomatisch Erkrankte bei engem Kontakt.

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Die Krankheit trägt den Namen Affenpocken, weil der Erreger 1958 erstmals bei Affen 1958 in einem dänischen Labor nachgewiesen wurde. Fachleute vermuten, dass das Virus eigentlich in Hörnchen und Nagetieren zirkuliert, Affen - und Menschen - gelten als "Fehlwirte".

Nachweise der Affenpocken in weiteren Ländern, etwa in Deutschland, sind für den deutschen Mediziner Norbert Brockmeyer nur eine Frage der Zeit. Er gehe anhand der Vielzahl von Fällen in anderen westlichen Ländern davon aus, dass das Virus schon seit einer Weile unbemerkt im Umlauf war, sagte der Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft. STI steht für sexuell übertragbare Infektionen. "Wer denkt heute schon noch an Pocken?" Durch die gestiegene Aufmerksamkeit nach kürzlich erschienenen Meldungen ausgehend von Großbritannien sei nun mit einem neuen Infektionsbewusstsein und damit mit vermehrten Nachweisen zu rechnen.

Am stärksten gefährdet sind laut dem Mitgründer des Zentrums für sexuelle Gesundheit und Medizin "Walk in Ruhr" in Bochum Menschen, die sexuelle Kontakte zu vielen verschiedenen Menschen haben. Das Virus könne aber grundsätzlich auch bereits bei engem Körperkontakt übertragen werden, insofern hält Brockmeyer auch in der Allgemeinbevölkerung Vorsicht für ratsam. "Es darf aber keine Hysterie entstehen. Die Affenpocken werden gut kontrollierbar sein." HIV-Schwerpunktpraxen und Zentren, die auf sexuell übertragbare Krankheiten spezialisiert sind, der öffentliche Gesundheitsdienst und Allgemeinmediziner müssten über die Affenpocken informiert werden - aber auch die breite Bevölkerung, damit man bei ungewöhnlichen Hautveränderungen an diese Krankheit denke.

Von wissenschaftlicher Seite gelte es zu prüfen, wie ansteckend das Virus sei und ob es sich um eine mutierte, ansteckendere Variante handle. "Es ist ja leider so, dass wir in Deutschland eine Riesenpopulation haben, die nicht gegen Pocken geimpft worden ist - insbesondere im sexuell aktiven Alter", sagte Brockmeyer. Das Potenzial an Infektionen durch den Erreger sei damit deutlich größer als etwa noch vor 20 Jahren. Je nach weiterer Entwicklung müsse man Pockenimpfungen in Erwägung ziehen.

Die Impfung gegen Pocken, die ein Leben lang anhält, hat laut AGES nämlich auch vor den Affenpocken geschützt. Dank der Impfung konnte die WHO die Pocken schließlich für ausgerottet erklären, auch in Österreich wurde 1981 die Pocken-Impfpflicht aufgehoben.