Erstes Quantenverschränkungs-Konzert steigt in Linzer Dom

Das Quanten-Experiment fungiert als "Dirigent"
Mit einer laut den Initiatoren "Weltpremiere" wird im Zuge der ausufernden Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag des Komponisten Anton Bruckner aufgewartet: Am Mittwochabend will man im Linzer Mariendom unter dem Titel "BruQner - The Sound of Entanglement" einer neuen Verbindung von Kunst und Wissenschaft nachgehen. Dabei werden quantenverschränkte Lichtteilchen zum Überbringer einer Variation von Bruckners "Perger Präludium", die simultan von zwei Organisten dargeboten wird.

Laut dem Forscher-Team, das für die Umsetzung verantwortlich zeichnet - am Freitag (6. September) wird das Quanten-Konzert zur familienfreundlicheren Zeit um 16.00 Uhr wiederholt -, versucht man im Rahmen des Projekts das bizarre Quantenphänomen der Verschränkung gewissermaßen hörbar zu machen. Derart verschränkte Teilchen - meistens sind dies Lichtteilchen (Photonen) - teilen sich ihre Eigenschaften auf besondere Art und Weise: Egal, wie weit sie voneinander entfernt sind, wird der Zustand eines Partners ausgelesen, legt sich damit auch wie durch Geisterhand der Zustand des zweiten Teils des Quanten-Tandems fest.

Im Linzer Dom werden von einem Laser erzeugte Photonen-Paare sozusagen als Dirigenten fungieren, wie es seitens dem Team um den Musiker Clemens Wenger, die Künstlerin Enar de Dios Rodríguez und die Physiker und Informatiker Martin Ringbauer von Universität Innsbruck, Johannes Kofler, Richard Küng, Alexander Ploier von der Uni Linz sowie Benjamin Orthner und Philipp Haslinger von der Technischen Uni (TU) Wien heißt. So sollen die Messergebnisse des einen Partner-Photons an Wolfgang Kreuzhuber an der Rudigierorgel und jene des anderen Photons an Gerhard Raab an der Chororgel gesendet werden.

Auf Basis der gleichzeitig empfangenen Daten spielen die beiden Organisten dann die von Wenger komponierten Variationen des "Perger Präludiums". Für die Zuhörerinnen und Zuhörer soll so "verschränkter Schall" aus den beiden Orgeln erklingen: "Die Messergebnisse werden in Echtzeit generiert, in eine Partitur übersetzt und den Organisten eingeblendet. So entsteht Quanten-dirigierte Musik in Echtzeit im Dom in einer Komposition die es so noch nicht gegeben hat", so Ringbauer gegenüber der APA.

Damit das gelingt, braucht es "eine besonders starke Korrelation" - also Übereinstimmung - der Messergebnisse, die an die beiden Musiker gehen. Ringbauer: "Sollte die Verschränkung schief gehen, so verhält sich das Experiment klassisch und die Korrelation der beiden Organisten wird schwächer. Sie spielen dann also mehr unabhängig von einander, statt als gut koordiniertes Duo."

Die Veranstaltung läuft im Rahmen der Eröffnung des heurigen "Ars Electronica Festivals". Sie wird am Mittwoch von einem englischsprachigen und am Freitag von einem deutschsprachigen Einführungsvortrag begleitet. Der Eintritt ist jeweils frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Kommentare