APA - Austria Presse Agentur

Etwa 200 getötete Soldaten in Berg-Karabach ausgetauscht

Nach dem Ende der Kämpfe in der Konfliktregion Berg-Karabach haben Armenien und Aserbaidschan die Leichen von etwa 200 getöteten Soldaten ausgetauscht. Das sagte Peter Maurer, Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), am Dienstag der russischen Staatsagentur Ria Nowosti. Priorität sei es nun, nach weiteren Gefallenen in der Region zu suchen und die Leichen zu bergen.

Der Austausch erfolgte demnach in Anwesenheit des IKRK und russischer Friedenstruppen. Armenien hatte noch am Vortag von Hunderten vermissten Soldaten gesprochen. Die Behörden von Berg-Karabach sprachen zuletzt von mehr als 1.400 Soldaten, die während der sechswöchigen Kämpfe mit Aserbaidschan ihr Leben ließen. Armenien nannte die Zahl von mehr als 2.300 Toten, die gerichtsmedizinisch untersucht worden seien. Viele seien noch nicht identifiziert worden. Aserbaidschan machte bisher mit dem Verweis auf das Kriegsrecht keine Angaben zu Verlusten in den eigenen Truppen.

Der Austausch getöteter Soldaten ist Bestandteil eines vor einer Woche geschlossenen Abkommens zwischen beiden Ländern, das unter Vermittlung Russlands zustande kam. Kern der Übereinkunft sind fast 2.000 russische Friedenssoldaten, die die Waffenruhe überwachen sollen. Der Transport von Truppen in die Region dauerte dem russischen Verteidigungsministerium zufolge am Dienstag an. Das Internationale Rote Kreuz will nach eigenen Angaben notleidenden Menschen helfen, die ihre Heimat verlassen mussten. Zudem seien Besuche bei Gefangenen geplant, um sich auf mögliche Verhandlungen und den Austausch vorzubereiten, sagte Maurer.

Der Konflikt ist schon jahrzehntealt. In dem neuen Krieg hat sich das islamisch geprägte Aserbaidschan weite Teile des Gebiets zurückgeholt. Das Land berief sich dabei auf das Völkerrecht und sah sich von seinem "Bruderstaat" Türkei unterstützt. Das christlich geprägte Armenien wiederum setzt auf Russland als Schutzmacht.

In Armenien ist der Unmut über das Abkommen groß. Präsident Armen Sarksjan und die Opposition fordern den Rücktritt von Regierungschef Nikol Paschinjan. Der hatte das am Montag noch ausgeschlossen. Die Opposition in der Hauptstadt Jerewan fordert zudem, dass das Kriegsrecht aufgehoben wird.