EU-Kommission: Obdachlose Migranten in Bosnien unterbringen

Obdachlose Flüchtlinge im bosnischen Camp Lipa
Wegen der dramatischen Lage von Hunderten Migranten nach der Räumung des Lagers Lipa in Bosnien-Herzegowina hat die EU-Kommission an die örtlichen Behörden appelliert, den Menschen Obdach zu geben.

"Es ist klar, dass die praktische und unmittelbare Lösung ist, das Aufnahmezentrum in Bira wieder zu öffnen", erklärte Innenkommissarin Ylva Johansson am Donnerstag in Brüssel.

Dort gebe es Heizung, Strom, fließendes Wasser und Plätze für 1.500 Menschen. Die EU habe bereits finanzielle Unterstützung gegeben und weitere zugesagt. So könne die Not der im Schnee gestrandeten Menschen gelindert werden, erklärte Johansson.

Das Camp Lipa war vor einer Woche von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) geräumt worden, weil die bosnischen Behörden es nicht winterfest gemacht hatten. Doch war zunächst auch kein Ersatz angeboten worden. Mehr als tausend Flüchtlinge und Migranten waren in dem unwirtlichen Gelände 25 Kilometer südöstlich von Bihac ohne Obdach geblieben.

Der Ministerrat von Bosnien-Herzegowina habe Donnerstag früh bestätigt, dass auch aus seiner Sicht die Wiederöffnung des Zentrums in Bira am Stadtrand von Bihac die bevorzugte Lösung sei, erklärte Johansson. "Wir rufen die nationalen und lokalen Behörden in Bosnien auf zusammenzuarbeiten, um diesen Menschen das Obdach zu geben, das sie verdienen", fügte sie hinzu.

Bihac und der Kanton Una-Sana liegen nahe der Grenze zum EU-Staat Kroatien. Viele Flüchtlinge und Migranten zieht es dorthin in der Hoffnung, in die Europäische Union zu gelangen.

Die Kantonalbehörden lehnten die Aufforderung umgehend ab, meldeten bosnische Medien. Die Aufforderung der gesamtstaatlichen Regierung erfolgte, nachdem am Mittwoch ein Versuch, die Flüchtlinge in Bradina bei Konjic unterzubringen, an Protesten der Lokalbevölkerung gescheitert war.

Das Sicherheitsministerium warnte laut dem Internetportal "Klix.ba" unterdessen vor einer weiteren Verschlechterung der humanitären Situation. Ale zuständigen Institutionen sollten "ohne Aufschub" Schritte unternehmen, um dies zu verhindern, teilte das Sicherheitsministerium in einer Aussendung mit.

In Bosnien-Herzegowina wurden im heurigen Jahr rund 16.000 Migranten registriert. Nur ein Bruchteil von ihnen wollte aber im Land bleiben, die allermeisten wollten weiter Richtung EU.

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