APA - Austria Presse Agentur

EU-Kommission und WFP warnen vor Ausweitung der Sudan-Krise

Sowohl die Europäische Kommission als auch das UNO-Welternährungsprogramm (WFP) warnten am Sonntag vor einer Ausweitung des bewaffneten Konfliktes im Sudan und seiner Auswirkungen auf die Region. Während sich Armee und Paramilitärs weiter blutige Gefechte um die Macht im Land liefern, hat Großbritannien die Evakuierung seiner Bürgerinnen und Bürger aus dem Sudan beendet.

"Das Risiko, dass die Krise auf umliegende Staaten in der Region übergreift, ist reell", sagte der für humanitäres Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic der "Welt am Sonntag". An den Sudan grenzten weitere Staaten, die "höchst fragil" sind. "Die Konsequenzen wären desaströs. Das kann niemand wollen - darum muss die erste Priorität sein, die beiden Kriegsparteien zur Vernunft zu bringen", sagte er.

Lenarcic rechnet mit einer Verschärfung der Lage im Sudan, die schon vor der aktuellen Krise dramatisch gewesen sei und "jetzt nur noch schlimmer werden" könne. "Das Land steht in Flammen, es fehlt an allem: sauberem Wasser, Nahrungsmitteln, Medikamenten, Kraftstoff", sagte der Kommissar.

Hunderte humanitäre Programme im ganzen Land seien suspendiert worden, Lagerhäuser geplündert und Transportmittel, auf die humanitäre Helfer angewiesen sind, zerstört. Dafür seien allein die beiden Kriegsparteien verantwortlich - aber die Zivilbevölkerung des Sudan müsse dafür "zahlen", sagte Lenarcic.

Die anhaltende Gewalt im Sudan könnte auch die gesamte Region in eine humanitäre Krise stürzen. "Im Land hungerte schon vor Ausbruch der Kämpfe ein Drittel der Bevölkerung, nun fehlt es an allem und die Preise für Nahrung schießen in die Höhe", sagte der WFP-Direktor in Deutschland, Martin Frick. Auch in den Nachbarländern Tschad und Südsudan komme es zu ähnlichen Preisanstiegen.

Beide Länder hätten seit Beginn der Kämpfe im Sudan bereits Tausende Flüchtlinge aufgenommen. "Im Südsudan, das klimabedingt gleichzeitig in Überschwemmungen versinkt und andernorts vertrocknet, sind die Preise für Nahrungsmittel in kürzester Zeit um 28 Prozent gestiegen", sagte Frick. Hinzu komme die angespannte Situation am Horn von Afrika, in der nach sechs ausgefallenen Regenzeiten die Not ebenfalls auf einem Rekordniveau sei.

Im Sudan kämpft De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan mithilfe des Militärs seit dem 15. April gegen seinen Stellvertreter Mohamed Hamdan Dagalo. Dieser ist Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Die beiden Generäle hatten die Führung des Landes mit rund 46 Millionen Einwohnern durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen.

Großbritannien hat die Evakuierung seiner Bürgerinnen und Bürger aus dem Sudan beendet. Der letzte Flug des britischen Militärs habe das afrikanische Land am späten Samstagabend verlassen, teilte das Außenministerium in London am Sonntagmorgen mit. Insgesamt seien mindestens 1888 Menschen mit 21 Flügen außer Landes gebracht worden. Schätzungen zufolge könnten sich aber noch Tausende Briten im Land aufhalten.