APA - Austria Presse Agentur

EU will stärker gegen Impfskepsis kämpfen

Sinkende Impfraten bedrohen das Leben von Kindern in zahlreichen Ländern. "In Europa sterben Kinder an vermeidbaren Krankheiten", sagte der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, am Donnerstag bei einem Impfgipfel in Brüssel. Alle Länder müssten stärker gegen falsche Information und Impfskepsis kämpfen, so EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.

EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis plädierte für eine Impfpflicht in Ländern mit sinkenden Impfraten. "Wenn man sich das epidemiologische Bild anschaut und sieht, dass man keine Chance auf einen raschen umfassenden Impfschutz hat, sollte man es verpflichtend machen", sagte Andriukaitis in Brüssel. Kinder hätten das Recht zu leben, das könne man nicht ignorieren. "Wenn Eltern das nicht verstehen, müssen wir uns fragen, wer Verantwortung übernimmt. Natürlich ist das Parlament verantwortlich und die Regierung."

Die WHO schlägt schon lange unter anderem wegen weltweit steigender Masernfälle Alarm. In der Region Europa wurden im ersten Halbjahr 2019 rund 90.000 Fälle registriert. Das waren bereits mehr als die 84.462 Fälle im gesamten Jahr 2018.

In Österreich liegen die Durchimpfungsraten für beide Masern-Teilimpfungen in mehreren Altersgruppen unter dem WHO-Ziel von 95 Prozent. So verfügten 2017 nur knapp 70 Prozent der 15- bis 30-Jährigen über einen kompletten Impfschutz

Viel zu viele Menschen säßen dem Irrglauben auf, dass Impfstoffe Krankheiten verursachen statt gegen sie vorzubeugen, sagte Juncker. Auch der Irrglaube, dass Pharmafirmen aus Profitgier für Impfungen werben, sei verbreitet. Dagegen müsse gekämpft werden. "Wir müssen das Vertrauen in Impfungen wieder herstellen, und dabei müssen alle mitmachen", sagte er.

"Impfungen sind eine der wichtigsten Erfindungen in der Geschichte der Medizin", sagte WHO-Chef Tedros. Ein experimenteller Ebola-Impfstoff helfe im Kongo gerade dabei, die Ausbreitung der tödlichen Krankheit einzudämmen. Für Tests in Afrika gebe es jetzt einen Impfstoff gegen Malaria.

Tedros forderte mehr Investitionen in neue Impfstoffe sowie mehr Hilfsgelder, um Kinder auch in entlegenen Konflikt- oder Katastrophengebieten mit lebensrettendem Impfstoff zu erreichen. "Die Ärmsten und am stärksten Benachteiligten laufen die größte Gefahr, leer auszugehen", sagte er. "Impfungen unterbrechen einen Teufelskreis, der Kinder in Armut gefangen hält."