"Europas beste Bauten" im AzW zwischen Bildung und Klima
Gemeinsam mit den Projekten, die es ins Finale respektive auf die Shortlist geschafft haben, werden die ausgezeichneten Bauten in der neuen Ausstellung "Europas beste Bauten" im AzW präsentiert. Als Extra widmet man sich an einer Wand auch den 14 österreichischen Einreichungen für den mit insgesamt 90.000 Euro dotierten Preis, für den 362 Projekte aus 38 Ländern eingereicht wurden.
Den mit 60.000 Euro dotierten Hauptpreis gewannen die Architekten Gustav Düsing und Max Hacke, die durch die "Schaffung einer flexiblen und innovativen Lernumgebung überzeugen, die den Austausch, das Entstehen von interdisziplinärem Wissen und den Dialog zwischen Studierenden und Lernenden fördert", wie es in der Jurybegründung heißt. Das Besondere: Die schlanke Stahl-Holz-Hybridkonstruktion ist vollständig demontierbar und könne jederzeit erweitert, verändert oder gar andernorts aufgebaut werden, wie Fitz ausführte. Zudem sei es ein Beispiel für "zirkuläres Bauen", da Bauteile nur punktuell verschraubt statt verklebt sind und so wiederverwendbar seien.
"Es werden zunehmend Projekte realisiert, die mehr mit weniger erreichen", erläuterte Anna Ramos von der Fundació Mies van der Rohe am Mittwoch bei der Presseführung, wobei sich das "Mehr" vor allem in Bezug auf soziale und ökologische Aspekte beziehe. Auch Fitz sieht hier eine Trendwende: Hätte bei der ersten Verleihung 1988 noch ein Bankgebäude gewonnen und in weiterer Folge Flughäfen, Museen und öffentliche Institutionen, sei 2017 erstmals ein sozialer Wohnbau prämiert worden. Seither würden vermehrt etwa Bildungs- oder Wohnbauten mit speziellem Fokus auf soziale und gesellschaftliche Aspekte hervorgehoben.
Der Nachwuchspreis ging an SUMA Architekten, die mit ihrer Bibliothek mitten in einem benachteiligten Arbeiterviertel neue öffentliche Räume schaffen würden, die sich sowohl nach innen wie nach außen öffnen. "Durch Hinterfragen klassischer Bibliotheksmodelle schaffen die Architekt*innen ein Raumprogramm, das Zugang, Austausch und Produktion von Wissen ganzheitlich fördert", heißt es dazu von der Jury.
Unter den 40 Projekten auf der Shortlist finden sich mit dem IKEA Wien Westbahnhof und dem Stadthaus Neubaugasse aus Wien auch zwei österreichische Projekte, die in der Schau umfassender präsentiert werden. Mithilfe von großformatigen, auf die Ausstellungsarchitektur dominierende Stoffbahnen gedruckten Fotos sowie Plänen und Modellen werden die Projekte vorgestellt. Darunter finden sich etwa auch ein Feuerwehrhaus in Belgien, das zugleich als Multifunktionshalle und Notfallschlafstätte genützt werden kann oder eine ökologische Schweinefarm in Kroatien.
Alle österreichischen Einreichungen - darunter etwa das generalsanierte österreichische Parlament, das Museum Heidi Horten Collection oder die "Triiiple Towers" in Wien - werden eigens präsentiert. Wer sich noch weiter in "Europas beste Bauten" vertiefen will, kann sich zahlreiche Videos zu den Bauten ansehen oder im 500 Seiten umfassenden Katalog blättern. Am 7. November findet das Symposium "Lang lebe die Stadt!" zum Thema "Zirkuläres Bauen mit Bestand" statt, weitere Vorträge und eine Podiumsdiskussion unter dem Titel "Best of Austria - Best of Europe" folgen am 13. November.
(S E R V I C E - Ausstellung "Europas beste Bauten - Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur. Mies van der Rohe Awards 2024" im Architekturzentrum Wien, 3. Oktober bis 20. Jänner. Englischsprachiger Katalog, 540 Seiten, 40 Euro. www.azw.at)
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