APA - Austria Presse Agentur

Ex-ORF-Chef würde Inseratengelder in Medienförderung stecken

Die Inseratengelder der Politik sollten lieber in geregelte Medienförderungen fließen. Dafür plädierte Gerhard Zeiler, President International bei Warner Bros. Discovery, bei den 29. Österreichischen Medientagen des Manstein-Verlags in Wien. Das zu tun, verlange Mut. Zeiler attestierte Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) zwar, medienpolitische Schritte setzen zu wollen. Doch traue sie sich offenbar angesichts unterschiedlicher Marktinteressen, keine Entscheidung zu treffen.

In Hinblick auf den ORF stehen mehrere politische Entscheidungen an. Einerseits ist nach einem Urteil des Verfassungsgerichtshof (VfGH) die Streaminglücke bei den GIS-Gebühren zu schließen. An einer Haushaltsabgabe wie es sie bereits in Deutschland oder der Schweiz gibt, führe "kein Weg vorbei", so Zeiler. Vielleicht werde man sie aber anders nennen.

Auch pocht das öffentliche-rechtliche Medienhaus auf mehr digitale Möglichkeiten. Verleger fürchten angesichts der Dominanz des ORF und der "blauen Seite", dass weitere Möglichkeiten für den ORF sie hart treffen könnten. Speziell um orf.at - die "blaue Seite" - wird gerungen. "Die 'blaue Seite' aufzulassen, macht keinen Sinn", so Zeiler. Aber zu schauen, wie man Zeitungen einbinden und im Werbebereich zusammenarbeiten könnte, sei dennoch geboten, so der ehemalige ORF-Chef. Zu den digitalen Möglichkeiten des ORF gefragt meinte Zeiler: "Wenn man den ORF zerstören will, gibt man ihm keine digitale Zukunft."

Auch Staatsoperndirektor Bogdan Roščić trat für mehr Möglichkeiten des ORF im digitalen Raum ein. Ein ORF-Player wäre für die Kultur von "unschätzbarem Wert". Auch könne es kaum eine Zukunftsstrategie für den Medienmarkt sein, das beliebteste Onlinemedium in Form von orf.at zu verbieten, so der frühere Ö3-Chef.

EU- und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) hielt am Dienstag eine Keynote bei den Medientagen. Dabei bezeichnete sie die Sanktionen gegen Russland als "alternativlos" und "scharfe, aber auch gelindeste Reaktion" auf den Völkerrechtsbruch Russlands. Die Treffsicherheit der Maßnahmen müsse man aber evaluieren. "Wir müssen durchhalten", so Edtstadler. Denn es stünden nicht weniger als die "Grundprinzipien der zukünftigen Sicherheitsordnung" am Spiel.

Wichtig sei es, in diesen Zeiten vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Ein starker und pluralistischer Medienstandort sei von "unfassbarem Wert" für das Zusammenleben in Österreich. Aufgabe sei es, Pressefreiheit und Journalistinnen und Journalisten zu schützen. Denn unabhängiger Journalismus und ein starker Medienstandort seien "stärkstes Gegengift im Zeitalter der Desinformation und Fake-News". Derzeit sei "Sand im Getriebe der Republik", meinte sie mit Blick auf sinkendes Vertrauen in Politik und Medien. Gemeinsam müsse jeder in seiner Rolle daran arbeiten, diesen Sand wieder loszuwerden.

Neal O'Rourke, Geschäftsführer von Sky Österreich, betonte bei einem "Opening Breakfast", die große Konkurrenz im Streamingmarkt. Der Pay-TV-Sektor sei viel Risiko und Unsicherheit ausgesetzt, was ihn ein schwieriges kommendes Jahr erwarten lässt. Trotz des weitverbreiteten öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Österreich sieht er ausreichend Raum für Sky gegeben. "Österreich ist ein interessanter Markt", so O'Rourke. Überzeugen wolle man nicht nur mit Inhalten wie "House of the Dragon", "Der Pass" oder "Babylon Berlin", sondern auch mit dem Sportangebot und neuesten technologischen Entwicklungen. Positiv erachtet er die jüngst von der Regierung gesetzten Schritte, um Produktionen in Österreich attraktiver zu gestalten.

(S E R V I C E - www.medientage.at)