APA - Austria Presse Agentur

Ex-Semperit-Problemsparte als Cashcow

Der auf Eis gelegte Verkauf der Medizinsparte Sempermed hat sich für Semperit ordentlich ausgezahlt. Seit der Corona-Pandemie brummt das Geschäft mit Schutzhandschuhen, der Gewinn stieg deutlich. Im Jänner hatte der Kautschukverarbeiter noch beschlossen, das kriselnde Medizingeschäft zu verkaufen, im April wurde die geplante Veräußerung dann vorerst gestoppt.

Sempermed erhöhte im ersten Halbjahr die Produktionsmengen und die operative Effizienz. Insbesondere im zweiten Quartal habe es dann aufgrund der Corona-Pandemie einen deutlichen Nachfrageanstieg nach medizinischen Schutzhandschuhen und einen marktseitig getriebenen Anstieg der Preise gegeben, schreibt der Wiener Gummiverarbeiter im Halbjahresbericht.

Der für das Medizingeschäft zuständige Vorstand Felix Fremerey verabschiedet sich nun nach rund zwei Jahren. Das Vorstandsmandat laufe plangemäß Ende November 2020 aus, hieß es von Semperit. Weil aber die operative Restrukturierung schon weitestgehend abgeschlossen sei, lege Fremerey mit dem heutigen Tag sein Vorstandsmandat zurück. Seit September 2018 habe der Manager die Performance des Sektors Medizin "in allen Bereichen wesentlich verbessert".

Anfang Juli schraubte Semperit die Prognose für 2020 deutlich nach oben, die Semperit-Aktie schnellte daraufhin um 26 Prozent nach oben.

Der Kautschukverarbeiter hat aufgrund der Coronakrise und der globalen Konjunkturabschwächung sein Segmentvermögen auf- und abgewertet. In der Medizinsparte Sempermed habe es einen Wertaufholungsbedarf von 88,8 Mio. Euro und bei Sempertrans einen Wertminderungsbedarf von 20 Mio. Euro gegeben, teilte Semperit am Freitag mit.

Inklusive Auf- und Abwertungen schnellte das Betriebsergebnis (EBIT) auf 112,2 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2020 gegenüber 20,9 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2019. Das um die Wertberichtigungen bereinigte EBIT lag mit 43,4 Mio. EUR mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahreshalbjahr. Der Konzernumsatz reduzierte sich aber um rund 4 Prozent auf 418,9 Mio. Euro.

Wegen hoher Verluste wurde der Konzern seit 2018 umgebaut. "Unser umfassendes Restrukturierungs- und Transformationsprogramm trägt nun auch im Sektor Medizin Früchte: Die operative Performance konnte deutlich gesteigert werden", so Semperit-Chef Martin Füllenbach am Freitag in einer Aussendung. Die Corona-Pandemie habe zu einer "Sonderkonjunktur" bei medizinischen Schutzhandschuhen geführt, aber auch der konjunktursensible Sektor Industrie bei Semperit zeige sich "bisher bemerkenswert widerstandsfähig".

Semperit produziert Produkte aus Kautschuk für die Bereiche Industrie und Medizin, unter anderem Hydraulik- und Industrieschläuche, Fördergurte, Rolltreppen-Handläufe sowie Untersuchungs- und Operationshandschuhe. Der Kautschukverarbeiter mit Sitz in Wien beschäftigt weltweit rund 7.000 Mitarbeiter, davon rund 3.800 in Asien und rund 900 in Österreich am Produktionsstandort Wimpassing und in Wien. Zur Semperit gehören weltweit 14 Produktionsstandorte sowie Vertriebsniederlassungen in Europa, Asien, Australien und Amerika.