Ex-Wirecard-Chef Braun sagt vor deutschem U-Auschuss aus

Markus Braun ist der Ex-Chef von Wirecard
Der Ex-Chef von Wirecard, der Österreicher Markus Braun, wird nach Angaben der FDP am Donnerstag vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zumindest teilweise zum Bilanzbetrug bei dem Zahlungsabwickler aussagen. Sein Anwalt habe angekündigt, er werde sich zu Kontakten zur Politik und den Behörden äußern, sagte der FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar am Mittwoch. "Dazu ist er auch verpflichtet. Meines Erachtens hat er da keine Wahl."

Zu den konkreten Vorwürfen der Münchner Staatsanwaltschaft werde er sich dagegen wohl nicht äußern. Zeugen müssen sich nicht selbst belasten. Der Untersuchungsausschuss soll Versäumnisse der Regierung und ihrer Behörden im Fall Wirecard aufzeigen. Deswegen ist die Kommunikation Brauns und des Konzerns mit der Politik und der Finanzaufsicht relevant. Notfalls werde der Ausschuss auch Zwangsmittel einsetzen, um Aussagen Brauns zu diesen Bereichen zu bekommen, sagte Toncar.

Braun, der momentan in Augsburg in Untersuchungshaft sitzt, muss persönlich in Berlin vor dem Bundestags-Sondergremium erscheinen. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte am Dienstag den Antrag seiner Anwälte abgewiesen, nur per Videoübertragung auszusagen. Zwei weitere Zeugen - der einstige Chef-Buchhalter Stephan von Erffa sowie der früher für die Dubai-Tochter zuständige Oliver Bellenhaus - werden dagegen Toncar zufolge per Video zugeschaltet. Sie würden am Donnerstag weitgehend von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen. Sie hätten aber zugesagt, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal umfangreicher auszusagen.

Braun prägte Wirecard 18 Jahre lang. Nach der Aufdeckung eines 1,9 Mrd. Euro großen Bilanzlochs trat er im Juni zurück, der Konzern rutschte in die Pleite. Die Staatsanwaltschaft wirft Braun und weiteren Wirecard-Managern gewerbsmäßigen Bandenbetrug, Bilanzfälschung und Marktmanipulation vor. Wirecard soll sich jahrelang mit systematischen Luftbuchungen schöngerechnet und damit Anlegern und Banken Milliardenschäden zugefügt haben. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt hatte Braun das damalige Dax-Unternehmen als Opfer eines groß angelegten Betrugs bezeichnet.

Die Staatsanwaltschaft sieht ihn dagegen als zentrale Figur in dem Fall. "Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen fungierte Dr. Braun innerhalb der Bande als Kontroll- und Steuerungsinstanz", heißt es in einer E-Mail der Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl an den U-Ausschuss. Das streng hierarchische System bei dem Zahlungsabwickler sei geprägt gewesen von einem militärisch-kameradschaftlichem Korpsgeist sowie Treueschwüren untereinander. "Braun gab strategische Weisungen und konkrete Geschäftsaktionen vor."

Bellenhaus kooperiert laut Staatsanwaltschaft dagegen vollumfänglich. Er habe das System Wirecard detailliert erklärt. Dabei habe er unter anderem Braun erheblich belastet.

Kommentare