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Nach geplatzer Regierung: Kommt das Rauchverbot jetzt doch?

Bekommt das Rauchverbot in der österreichischen Gastronomie nach Türkis-Blau eine zweite Chance?

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Während die Raucherquoten innerhalb der EU zwischen 2000 und 2015 im Durchschnitt um 16 Prozent zurückgegangen sind, hat sich in Österreich der Anteil der Raucher seit über 40 Jahren nicht verändert. Nach wie vor greift hierzulande im Schnitt jeder Vierte täglich zur Zigarette. Die Lungenfachärzte hoffen nach dem Platzen der Regierung auf die rasche Umsetzung eines Rauchverbots in der Gastronomie.

Auch die Initiatoren des "Don't Smoke"-Volksbegehrens sehen nach den jüngsten politischen Entwicklungen "eine neue Chance für den Nichtraucherschutz in Österreich", wie sie am Dienstag in einer Presseaussendung betonten. "Jeder Tag ohne Nichtraucherschutzgesetz ist eine Gefährdung der Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher", hielten Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres und Krebshilfe-Präsident Paul Sevelda fest. Sie appellierten an sämtliche im Parlament vertretenen Parteien, das Thema Nichtraucherschutz noch vor der Neuwahl auf die Tagesordnung des Nationalrates zu setzen.

881.692 Personen hatten im Vorjahr im Rahmen des "Don't Smoke"-Volksbegehrens für ein totales Rauchverbot in der Gastronomie votiert. Nach der Behandlung im Nationalrat wurde das Anliegen von der nunmehr ehemaligen ÖVP-FPÖ-Regierung schubladisiert.

Dabei wird innerhalb der EU nur mehr in Ungarn (25,8 Prozent der Bevölkerung) und in Griechenland (27,3 Prozent) mehr geraucht als in Österreich. Während in vielen europäischen Ländern der Anteil der rauchenden Bevölkerung mittels gezielter Maßnahmen signifikant reduziert werden konnte, hinkt Österreich vor allem in puncto Prävention hinterher.

Im europaweiten Vergleich liege man unter 35 Ländern "auf dem unrühmlichen letzten Platz", teilten heimische Lungenfachärzte mit. Anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai forderten sie die politischen Verantwortlichen auf, das Anliegen des "Don't Smoke"-Volksbegehrens ernst zu nehmen und den bisherigen politischen Kurs zu korrigieren.

"Die Entwicklungen in vielen europäischen Ländern zeigen, dass es sehr wohl möglich ist, auf das Rauchverhalten der Bevölkerung und damit auf die Erhaltung von Gesundheit Einfluss zu nehmen. Wir fordern daher von der Politik die ehestmögliche Umsetzung eines generellen Rauchverbotes in der Gastronomie", bekräftigte der Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP), Bernd Lamprecht. Darüber hinaus verlangte ÖGP-Präsident Peter Schenk entschiedenere Maßnahmen zur Reduzierung des Tabakkonsums in Form von Sensibilisierungskampagnen, Vorschriften und Steuern. Eine Erhöhung der Tabaksteuer, ausnahmslos rauchfreie Schulen, Arbeitsplätze, Geschäfte, Spitäler und Gesundheitseinrichtungen sowie ein Rauchverbot auf Kinderspielplätzen und das Verbot von Zigarettenautomaten und jeder Außenwerbung für Tabakprodukte und verwandte Erzeugnisse wären ein Gebot der Stunde, sagte Schenk.

Anlässlich des Weltnichtrauchertags forderten Aktivisten über ein Rauchverbot in der Gastronomie und in geschlossenen öffentlichen Räumen hinaus auch ein Rauchverbot im Freien. "Es braucht mehr Mut, das Rauchen aus dem gesellschaftlichen Leben zu verbannen", gab die Österreichische Schutzgemeinschaft für Nichtraucher zu bedenken.

Tabakrauch löse sich im Freien weder rasch auf noch verdünne er sich gravierend. Messungen hätten vielmehr ergeben, dass die Luftbelastung durch Tabakrauch auch noch im Abstand von 25 Metern zur Rauchquelle Feinstaubkonzentrationen aufweise, die um ein Vielfaches über den Werten für tabakrauchfreie Luft liege, meinte Robert Rockenbauer, der Bundesleiter der Schutzgemeinschaft. Und weiter: "Losrauchen ohne nachzudenken, wohin die Giftwolken ziehen, sollte der Vergangenheit angehören."