APA - Austria Presse Agentur

EZB-Direktorin erwartet keine übermäßig hohe Inflation

Die Inflation im Euroraum würde trotz eines zuletzt wieder stärkeren Preisauftriebs nicht aus dem Ruder laufen.

Zwar sei die verhaltene Inflationsprognose der Europäischen Zentralbank (EZB) von 1,4 Prozent im Jahr 2023 mit Unsicherheit behaftet, sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Aber ich bin mir sicher, dass wir keine übermäßig hohe Inflation erleben werden", fügte sie hinzu. Schnabel ist im sechsköpfigen Führungsgremium der EZB für den Bereich Marktoperationen zuständig und damit für die konkrete Umsetzung der Geldpolitik.

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Die derzeitige Inflationsentwicklung mit einer relativ hohen Teuerung - etwa Deutschland und Österreich - sei pandemiebedingt und vorübergehend, sagte Schnabel. Ob sich der Preisanstieg verstetige, hänge wesentlich davon ab, ob auch die Löhne steigen und die Inflation dann verstärken. "Bislang sehen wir davon wenig - auch in Deutschland", erläuterte sie. In Österreich lag die Inflationsrate im Mai bei 2,8 Prozent. Die Teuerung im Juni soll laut Schnellschätzung der Statistik Austria voraussichtlich 2,7 Prozent betragen.

Schnabel äußerte sich auch zum neuen, leicht angehobenen symmetrischen Inflationsziel der EZB, das nun auf zwei Prozent statt wie bisher auf unter, aber nahe zwei Prozent lautet. Der Anstieg sei zum einen minimal, sagte sie. "Zum anderen hat ein Ziel von zwei Prozent eine wichtige Funktion: Es schafft zusätzliche Spielräume, damit unsere Geldpolitik ihre stabilisierende Wirkung entfalten kann." Die Währungshüter hatten am Donnerstag das Ergebnis ihrer 18 Monate währenden Strategieüberprüfung veröffentlicht.

Die EZB-Direktorin wies zudem darauf hin, dass die Phase der ultratiefen Zinsen nicht ewig anhalten wird. "Jeder Mitgliedstaat muss sich darüber im Klaren sein, dass die Zinsen nicht immer niedrig bleiben werden", sagte Schnabel. Die Länder müssten die umfangreichen Corona-Hilfen so verwenden, dass sie wieder auf einen dauerhaften Wachstumspfad gelangen. "Das ist der beste Weg, mit den infolge der Pandemie gestiegenen Staatsschulden umzugehen."