APA - Austria Presse Agentur

EZB lässt Corona-Notprogramm auslaufen und hält Zins niedrig

Die Europäische Zentralbank (EZB) wagt die schrittweise Abkehr vom Krisenmodus und lässt ihr billionenschweres Corona-Notprogramm PEPP auslaufen. Der EZB-Rat beschloss heute das Aus für die Anleihenzukäufe mit Ende März 2022. Der Leitzins bleibt auf rekordniedrigem Niveau von 0,0 Prozent. Einen anderen Weg geht die Bank von England (BoE): Sie erhöht als erste der großen Zentralbanken weltweit die Zinsen seit Ausbruch der Coronapandemie - von 0,1 auf 0,25 Prozent.

Die britischen Währungshüter reagieren damit auf den rasanten Preisanstieg auf der Insel. Die Inflation ist mit zuletzt 5,1 Prozent weit über das Ziel der Notenbank hinausgeschossen.

Nach dem Auslaufen der EZB-Anleihenkäufe sollen in der Eurozone fällige Tilgungsbeträge noch bis mindestens Ende 2024 reinvestiert werden. Im ersten Quartal 2022 werden die Zukäufe laut EZB noch fortgesetzt, allerdings in niedrigerem Tempo als Ende 2021.

Damit es nach dem Entzug der auf 1,85 Billionen Euro angelegten Krisenhilfe im Frühjahr nicht zu Marktturbulenzen kommt, schafft die EZB über das neu justierte kleinere Ankaufprogramm namens APP einen Übergang: Die Ankäufe im Volumen von zuletzt 20 Milliarden Euro pro Monat werden im zweiten Quartal 2022 auf 40 Mrd. Euro verdoppelt, im dritten Quartal dann auf 30 Mrd. Euro zurückgefahren. Ab Oktober kommenden Jahres soll das Ankauftempo dann auf 20 Mrd. Euro gesenkt und so lange beibehalten werden, wie es zur Förderung der Konjunktur notwendig ist.

Dieses im EZB-Jargon als Asset Purchase Programme (APP) bekannte Instrument war bereits Mitte vorigen Jahrzehnts als Konjunkturstütze eingeführt worden. Die schrittweise Abkehr vom Krisenmodus vollzieht sich vor dem Hintergrund rasant steigender Preise. Die Teuerung erreichte im November in der Eurozone ein Rekordniveau von 4,9 Prozent.

Den Leitzins von 0,0 Prozent beließ der EZB-Rat nun wie erwartet auf dem rekordniedrigen Niveau. Auch der Einlagensatz bleibt im Euroraum bei minus 0,5 Prozent. Die Banken müssen daher weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Europäischen Zentralbank parken.

Ihre Inflationsprognose für 2022 hat die EZB fast verdoppelt. Ihre Ökonomen sagen jetzt eine durchschnittliche Teuerungsrate in der Währungsunion von 3,2 Prozent voraus, wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Im September waren sie noch von 1,7 Prozent ausgegangen. Für das zu Ende gehende Jahr 2021 wird im Schnitt eine Inflationsrate von 2,6 (bisher: 2,2) Prozent erwartet. 2023 soll die Teuerungsrate bei 1,8 (bisher 1,5) Prozent liegen und 2024 auf diesem Niveau verharren.

Weiters sagen die EZB-Experten für das zu Ende gehende Jahr ein etwas stärkeres Wirtschaftswachstum nach dem coronabedingten Rezessionsjahr 2020 voraus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll in der Eurozone um 5,1 (bisher: 5,0) Prozent steigen. Zugleich senkten sie die Prognose für 2022 angesichts der Coronapandemie von 4,6 auf 4,2 Prozent. "Einige Euroländer haben wieder strengere Eindämmungsmaßnahmen eingeführt", sagte EZB-Chefin Christine Lagarde. "Dies könnte die Erholung verzögern, insbesondere in den Bereichen Reisen, Tourismus, Gastgewerbe und Unterhaltung." Die Pandemie belaste zudem das Verbraucher- und Geschäftsvertrauen, während die Verbreitung neuer Virusvarianten wie Omikron zusätzliche Unsicherheit schüre.

Das Vorkrisenniveau beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll im ersten Quartal kommenden Jahres erreicht werden. Für 2023 wurde die Wachstumsprognose von 2,1 auf 2,9 Prozent hochgesetzt, während für 2024 nun 1,6 Prozent geschätzt werden.