APA - Austria Presse Agentur

Facebook verschärft die Einschränkungen für Livestreams

Zwei Monate nach dem Facebook-Livestream des Angriffs auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch hat das Online-Netzwerk neue Einschränkungen für die Plattform angekündigt.

So sollen Nutzer schon nach einer schwerwiegenden Regelverletzung "eine bestimmte Zeit lang" keine Live-Videos übertragen dürfen, teilte Facebook am Mittwoch mit. Die Ankündigung kam kurz vor dem Beginn eines "Christchurch-Gipfels" in Paris, bei dem unter anderem ranghohe Politiker eine Initiative gegen Internet-Übertragungen von Terrorangriffen auf den Weg bringen wollen. An dem Treffen am Mittwochnachmittag nehmen neben Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mehrere Staats- und Regierungschefs teil, unter ihnen die britische Premierministerin Theresa May, Jordaniens König Abdullah II. und Kanadas Premier Justin Trudeau und der scheidende EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker.

Als Beispiel für einen schwerwiegenden Regelverstoß nannte Facebook die Weiterleitung eines Links zu einer Mitteilung einer Terrorgruppe ohne Einordnung. Als ein Beispiel-Zeitraum für eine Sperrung wurden 30 Tage angegeben. Als weitere Einschränkung sei geplant, dass von der Live-Plattform ausgeschlossene Nutzer unter anderem auch keine Anzeigen bei Facebook schalten können.

Außerdem will Facebook in einem 7,5 Millionen Dollar teuren Forschungsprojekt gemeinsam mit Wissenschaftlern die Bilderkennung in Videoaufnahmen verbessern. Die Algorithmen von Facebook hatten zum Teil Probleme, von Nutzern neu hochgeladene Kopien des Christchurch-Videos zu entdecken, wenn sie etwas verändert worden waren.

Mitte März hatte ein australischer Rechtsextremist zwei Moscheen in Christchurch angegriffen und 51 Menschen getötet. Er hatte die Attacke in einem 17 Minuten langen Video über Facebooks Livestreaming-Plattform übertragen. Der erste Nutzerhinweis sei 12 Minuten nach Ende dieses Livestreams eingegangen, hatte Facebook im März mitgeteilt. Livestream-Videos bleiben nach Ende einer Übertragung zum Abruf verfügbar.

Das Video sei während des Livestreams weniger als 200 Mal angesehen worden und insgesamt rund 4.000 Mal, bevor Facebook es entfernte. Allerdings habe ein Nutzer eine Kopie auf eine Filesharing-Seite hochgeladen, noch bevor Facebook auf das Video aufmerksam gemacht worden sei, erklärte das Online-Netzwerk. Das dürfte zur späteren Verbreitung des Videos beigetragen haben.

Facebook hatte allein in den ersten 24 Stunden 1,5 Millionen Videos mit der Darstellung des Anschlags gelöscht. Davon seien 1,2 Millionen bereits beim Hochladen gestoppt worden. Da Nutzer versucht hätten, die automatische Erkennung mit Veränderungen am Video auszutricksen, sei auch der Ton abgeglichen worden.

Unterdessen wurde bekannt, dass der Attentäter von Christchurch und Identitären-Chef Martin Sellner mehr Kontakt gehabt haben könnten als bisher angenommen. Wie die "ZiB 2" am Dienstag berichtete, haben sie mehr als nur ein Email ausgetauscht und Sellner hat dem Mann, der später in zwei Moscheen 50 Menschen getötet hatte, angeboten, sich auf einen Kaffee oder ein Bier zu treffen, wenn er mal in Wien sei.

Der Australier hatte Sellner im Jahr 2018 über 1.500 Euro gespendet. Nach dem Anschlag im März 2019 führte das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) eine Hausdurchsuchung bei Sellner durch und leitete ein Verfahren wegen des Verdachts der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung ein.

Sellner räumte ein, vom Attentäter eine Spende erhalten zu haben und sich per E-Mail dafür bedankt zu haben. Er habe aber keinen Kontakt zu dem 28-jährigen Attentäter gehabt und ihn auch nie getroffen. Er hätte sich aber mit dem Mann auf einen Kaffee getroffen, wenn dieser ihn angeschrieben hätte, als er in Österreich war, sagte Sellner nach Bekanntwerden der Spende.

Das wird in den nun publik gewordenen Email bestätigt. Darin schreibt Sellner laut "ZiB" dem Australier: "Wir sollten auf einen Kaffee oder Bier gehen, wenn du in Wien bist."