APA - Austria Presse Agentur

Falscher Arzt in Graz vor Gericht

Ein Steirer, der jahrelang ohne jede Ausbildung als praktischer Arzt praktiziert hatte, ist am Donnerstag im Grazer Straflandesgericht vor einem Schöffensenat gestanden. Weil er 126 Patienten behandelt haben soll, musste er sich wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs, Körperverletzung, Urkundenfälschung und Kurpfuscherei verantworten. Er zeigte sich im Großen und Ganzen geständig: "Es war wirklich ein Unsinn."

Der Angeklagte verfügt zwar über einige - abgebrochene - Ausbildungen wie Krankenpfleger und Friseur sowie Perückenmacher, Medizin studiert hatte er nie. Trotzdem richtete er sich im Keller seines Hauses eine "professionell ausgestattete Praxis", so die Staatsanwältin, ein. Da fehlten weder die Urkunden an der Wand noch eine Notarztjacke und ein Arztkoffer. Im Auto lag das Schild "Arzt im Dienst", und auf den Karten stand "DrDr.med". Er verabreichte Zeckenschutzimpfungen, führte Punktionen durch, verabreichte Antidepressiva und machte Hausbesuche. "Ein durchaus gemischtes Betätigungsfeld", beschrieb es die Anklägerin. Schließlich führte er auch kleinere operative Eingriffe wie entzündetes Gewebe entfernen oder eine Talgdrüse öffnen durch.

Schlimme Folgen hatte seine "Behandlung" für einen Rheumapatienten: Laut Staatsanwältin verabreichte er dem Mann Kochsalzinjektionen und Vitamin B12, was aber nichts half. Bald waren beide Hände geschädigt, es kam zu einer Fehlbildung der Fingergelenke. 2020 ging der "Arzt" selbst als Patient in die Nervenklinik und legte gefälschte Befunde über einen Gehirntumor bei sich vor - die Ärzte bemerkten allerdings die Fälschungen sofort.

"Wie kommt man auf die Idee, sich eine professionelle Praxis mit Hausapotheke einzurichten?", wollte Richterin Angelika Hacker wissen. Er habe eine Online-Ausbildung zum Heilpraktiker gemacht und im Bekanntenkreis Behandlungen durchgeführt, erzählte der Steirer, der sich auch als "Facharzt für komplementäre Medizin" bezeichnet hatte. "Es war eine Dynamik, das hat sich so entwickelt", versuchte er zu erklären. "Das kann sich nicht einfach so entwickeln. War das Größenwahn oder was?", fragte die Vorsitzende. "Ich wollte wirklich helfen", entgegnete der Angeklagte. "Leute wie Sie sind eine Gefahr", war die Richterin überzeugt.

Ob es tatsächlich wie geplant am Nachmittag ein Urteil geben würde, war zunächst unklar.