APA - Austria Presse Agentur

Nach Felbermayr gerne bereits im Sommer Gas sparen

Will ernste Prüfung von Anzapfung heimischer Frackinggasvorkommen. Exploration schloss OMV aber erst kürzlich dezidiert aus.

2012 hieß es: Schiefergas-Vorrat in NÖ könnte 30 Jahre reichen

Wichtiger Stichtag ist Donnerstag

Sollte der Gashahn Russlands weiter zu bleiben, so müsste man sich schon im Sommer um Einsparungen bemühen, sagt Wifo-Chef Gabriel Felbermayr laut "Kleiner Zeitung". Dann könnte von der Regierung auch eine Alarmstufe ausgerufen werden. Wichtiger Stichtag ist der Donnerstag an dem die Wartungsarbeiten an bedeutenden deutsch-russischen Nord Stream 1 Gas-Pipeline enden sollen. Felbermayr meint, man solle prüfen, ob Fracking-Reserven exploriert werden sollen.

Von Einsparungen betroffen wäre vor allem die Industrie, die im Sommer fast das gesamte Gas verwendet. "Man könnte etwa die Zementproduktion stilllegen, um Gas zu sparen, und dafür den Zement aus Mexiko importieren", erklärt der Wifo-Chef. "Die Industrie wird im Sommer Produktionsdrosselungen andenken müssen. Die Alternative wäre, dass der Industrie im Winter Zwangsabschaltungen drohen."

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In Europa schlummernde Gasreserven anzapfen?

Sollte Putins Gashahn zu bleiben, sollte Österreich an dem einen oder anderen Tabu rütteln. "Man wird ernsthaft prüfen müssen, ob die in Europa schlummernden Gasreserven, etwa in Niederösterreich angezapft werden", zitiert die "Kleine Zeitung" Felbermayr. "Bisher hat man Fracking abgelehnt, weil es eine schmutzige Technologie ist - und es bleibt natürlich eine schmutzige Technologie. Aber die Alternative wäre, dass man den Schmutz aus Kanada, den USA oder Russland importiert."

Die Förderung von österreichischem Fracking-Gas könnte finanzielle Vorteile bieten: "Wollen wir wirklich 160 Euro für umweltschädliches Gas an Gazprom zahlen oder doch nur 20 Euro für umweltschädliches Gas aus Österreich?", fragt Felbermayr.

OMV habe Schiefergasförderung in Niederösterreich abgesagt

Zum Fracking in Österreich ist allerdings festzuhalten, dass die OMV 2012 nach heftigen Debatten um Fracking vom Vorhaben der Schiefergasförderung in Niederösterreich abgesehen hat. Die Ausbeute sollte ursprünglich 2020 beginnen. "Aktuell gibt es dazu keine Pläne", teilte die OMV erst kürzlich auf Anfrage mit. Selbst wenn man jetzt beschließen würde, das vorhandene Schiefergas zu fördern, wäre das kurzfristig nicht möglich, sagte OMV-Chef Alfred Stern zur APA. "Das lässt sich nicht über Nacht machen. Wir können nicht ins Weinviertel rausfahren und anfangen Löcher zu bohren, sondern das dauert mehrere Jahre und erfordert intensive Investitionen, um an diese Vorkommen heranzukommen." Vor Ende dieses Jahrzehnts könnte nichts gefördert werden, und 2040 wolle man ja in Österreich klimaneutral sein, dann würden für die Nutzung nur noch zehn Jahre bleiben. "Das ist so ähnlich, wie wenn Sie mit 95 beschließen, sich noch ein neues Haus zu bauen."

Der jüngste OMV-Deal, der Österreich die Hälfte des jährlichen Gasverbrauchs beschert, würde das "Problem der Gasknappheit nichts lösen", so Felbermayr: "Wir haben nichts davon, wenn wir genug Gas haben, aber in Deutschland im Winter der Strom ausfällt. Dann haben auch wir ein Blackout."

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Der Wifo-Chef hofft laut Bericht, dass eine breite Mehrheit im Parlament unter Einbindung der Opposition die Idee der Energiegutschrift (Gratisstrom für jeden Haushalt, auch Felbermayr-Modell genannt) umsetzt. Man solle keine halben Sachen machen. "Wenn die Regierung das Modell, das übrigens nicht ich erfunden habe, sondern schon seit langem in Europa herumgeistert, umsetzen will, muss man es ordentlich machen."

Gas sparen sei angesagt

Um herauszufinden, wie viele Menschen tatsächlich an einem Stromzähler hängen, müsste man die Daten des Melderegisters mit den Daten der Stromzähler verknüpfen. Dafür bedürfe es der Zweidrittelmehrheit. Und generell: "Unser Hauptanliegen am Wifo ist, dass den Leuten klar wird: Der Gaspreis ist hoch, weil wir zu wenig Gas haben, und deshalb muss gespart werden." Zweitwohnsitze sollten bei der Gratisstrom-Stütze ausgenommen werden.

Zurück zu den Schiefergas-Möglichkeiten in Österreich: 2012 hatte es geheißen, dass mit dem Schiefergas-Vorrat bei Poysdorf Österreich vermutlich 30 Jahre lang zur Gänze mit Erdgas versorgt werden könnte. Verifiziert wurden diese Vorkommen nicht, auch fanden laut Bergbauministerium keine Bohrungen in diesem Bereich statt. Nachgewiesene Naturgasreserven bestanden laut Montan-Handbuch 2021 per Jahresende 2020 im Ausmaß von rund 6,5 Mrd. Normkubikmetern (Nm3).

Die aktuellen Lagerstätten werden laut Bergbauministerium "weiterhin bestmöglich genutzt", im Vorjahr wurden 570.000 Tonnen Öl und 640 Mio. m3 Gas produziert. "Im Falle einer möglichen Förderung von Schiefergas ist mit höchster Vorsicht und den größten Sicherheitsstandards vorzugehen. Die Förderung von Schiefergas kann auch nicht mit jener in den USA verglichen werden, da diese in Österreich auf einer Tiefe rund 4.000 Metern vorzufinden sind", so das Bergbauministerium im Mai.

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